Zweite digitale Denkfabrik

27.01.2021 - Unterrichtsorganisation und schulische Kommunikation in Pandemie-Zeiten gestalten – am 22. Januar 2021 fand hierzu die Digitale Denkfabrik mit Impulsen und kollegialem Austausch in Sachsen-Anhalt statt.

©DKJS/Sandruschka

Bereits zum zweiten Mal waren Schulleitende aller Schulformen des Landes im Rahmen des Programms „LiGa – Lernen im Ganztag“ zur Digitalen Denkfabrik eingeladen. Impulse aus der Praxis regten zum kollegialen Austausch an. Auf der Tagesordnung standen die Themenbereiche Organisationsmodelle zur Verbindung von Präsenz- und Distanzphasen sowie Möglichkeiten der Kommunikation auf Distanz.

 

Mut zur Veränderung

Die erste Impuls- und Austauschrunde startete mit einem Input von Schulleiterin Heike Herrmann von der Gemeinschaftsschule “Gotthold Ephraim Lessing” in Salzwedel. Unter der Überschrift “Flexibel, agil und flipped – Verbindung von Präsenz- und Distanzphasen” zeigte Herrmann den Weg hin zu einer gelingenden Verbindung von Präsenz- und Distanzunterricht auf: Von der Ermittlung des “Ist”-Stands, einer Zieldefinition bis hin zur konkreten Umsetzung eines Hybridmodells mittels Gruppeneinteilung, A und B Tagen sowie der didaktischen Verbindung beider Unterrichtsformen. Die Festlegung von Verantwortlichkeiten und eine permanente Evaluation würden letztlich die Langlebigkeit des vorgestellten Modells gewährleisten.

 

Dabei sei es jedoch enorm wichtig, sich von Beginn an mit den Medienwelten von Schüler:innen auseinanderzusetzen und diese in die Konzeption einzubeziehen, um so passende Lösungen zu erarbeiten. In einem Ausblick ermutigte die Referentin ihre Kolleg:innen dazu, den Schritt zum Hybridmodell zu wagen und resümiert: “Hybrid halte ich in Krisenzeiten für das A und O”. Und auch Möglichkeiten, die sich aktuell allein aus der Not heraus entwickelt haben, entpuppten sich bisweilen als wertvolle Ideen, die es beizubehalten gelte – über Corona hinaus.

 

Hybridformen nach Corona weiterführen

Dem stimmten die Teilnehmer:innen in der anschließenden Diskussion in Kleingruppen zu. So seien Hybridformen auch nach Corona der Schlüssel für eine individuelle Förderung. Bei der Umsetzung stünden die Schulen jedoch noch vor einigen Herausforderungen. Die Austauschrunde wurde daher auch dafür genutzt, Erfahrungen zu zentralen Fragestellungen auszutauschen, wie beispielsweise die nach einer geeigneten und datenschutzkonformen Plattform. Zahlreiche Positivbeispiele, wie die Durchführung regelmäßiger Mikrofortbildungen im Kollegium oder die verbesserte Kommunikation zwischen Lehrer:innen, Schüler:innen und Eltern, stimmten die Teilnehmer:innen insgesamt optimistisch, den Weg zum hybriden Unterricht Schritt-für-Schritt zu meistern.

 

Aufeinander-Zugehen, Sich-Austauschen und Kooperieren

Zu Beginn der zweiten Runde zum Thema „Kommunikation im digitalen Raum inhaltsorientiert – beziehungsstiftend – strukturiert. Was kann ich mit der neuen Form der Kommunikation erreichen?” gab Schulleiterin Mandy Rauchfuß von der Gemeinschaftsschule “Heinrich Heine” in Halle (Saale) den einführenden Denkanstoß. Dabei zeigte sie Wege auf, wie Kommunikation in Pandemie-Zeiten aufrechterhalten und gestaltet werden kann:

 

  1. Wichtig sei eine Inhaltsorientierung auch abseits der Lehrplan-Verpflichtung, welche auf die jeweiligen Bedürfnisse der Schule und ihrer Schüler:innen ausgerichtet sein sollte. An der Gemeinschaftsschule in Halle (Saale) sei die Berufsberatung und intensive Kooperation mit regionalen Unternehmen von großer Bedeutung.
  2. Zudem sei Bildung immer auch Beziehungsarbeit. Die Pandemie gehe an Schüler:innen nicht spurlos vorbei. Daher sei der Transfer gemeinschaftsstiftender und verbindender Aktivitäten ins Digitale ungemein wertvoll. Ein gemeinsamer Tanz-Auftritt von Schüler:innnen durch Zusammenfügen vieler einzelner Videoaufnahmen sei aktuell der Hit, erzählt Rauchfuß. Zudem biete die Schule viele Möglichkeiten beziehungsfördernder Formate – wie beispielsweise den Digitalen Austausch von Eltern, Kindern und Schulsozialarbeit. Zudem nutzt die Schule aktiv die aktuell wichtigste Beziehung der Schüler:innen: Die Familie. Geschwisterkinder bekommen aufeinander abgestimmte beziehungsweise miteinander kombinierte Aufgaben, so dass die Ergänzung „Erledige Teil B der Aufgabe gemeinsam mit deinem Bruder“ keine Seltenheit ist. So werden nicht allein Doppelungen vermieden, sondern mehr noch innerfamiliäre Synergien bestmöglich genutzt. Quasi Gruppenarbeit und jahrgangsübergreifender Unterricht innerhalb der Familie.
  3. Zu guter Letzt machte Schulleiterin Rauchfuß auf die Notwendigkeit von Regelmäßigkeit, Struktur und Verbindlichkeit aufmerksam. Denn von einer festen und homogenen Aufgabenstruktur und Bewertung profitierten Schüler:innen in erheblichem Maße. Entscheidend sei hierbei die Festlegung von Zuständigkeiten innerhalb des Kollegiums. Zudem habe an der Heineschule jede:r Schüler:in eine:n Pat:in zugewiesen bekommen, welcher regelmäßig – mindestens aber einmal die Woche – den direkten Kontakt zum Kind sucht und bei auftretenden Problemen zur Seite steht.

 

Auch in der anschließenden Diskussionsrunde wurde nochmals deutlich, wie wichtig das Aufeinander-Zugehen, Sich-Austauschen und Kooperieren ist. Dabei sei im Kollegium zwar ein gewisses Maß an Kontrolle erforderlich, um mögliche Schwierigkeiten schnell aufdecken und lösen zu können, doch die Basis des schulinternen Handelns sollte immer das Vertrauen sein. Dementsprechend resümiert Impulsgeberin Rauchfuß auch nach der Diskussion: “Die Digitale Denkfabrik trägt zur Beziehungsarbeit unter Kolleg:innen bei und ist für die Zusammenarbeit der Schulleitungen eine große Chance“.

 

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