Was Schule gesund macht

22.06.2022 - Wie wird Schule ein gesunder Ort für alle Beteiligten? Dieser Frage gingen die Teilnehmenden des „LiGa Open Air“ am 15. Juni 2022 mit der Referentin Kerstin Schwitters nach.

© Joerg Farys

Gesundheit ist nicht erst seit der Pandemie ein Thema an Schule. Bereits vorher gab es vielfältige Belastungsfaktoren, die in der aktuellen Zeit jedoch besonders in den Fokus gerückt sind. Doch was macht Schule stark und gesund? Über dieses Thema sprach Kerstin Schwitters, Lehrerin an der Evangelischen Schule Berlin-Köpenick, im Rahmen der länderübergreifenden Veranstaltung von „LiGa – Lernen im Ganztag“. In ihrem Workshop zeigte sie auf, wie das Thema Gesundheit in Schule berücksichtigt und gefördert werden kann.

Der schulische Status Quo

Erst die Qualität von Unterrichts- und Schulentwicklungsprozessen fördert die Gesundheit an Schule, so Kerstin Schwitters. Die Referentin betont: Veränderungsprozesse sind nur dann möglich, wenn sich Schule der eigenen Situation bewusst macht. Hilfreich sei es, sich die folgenden Reflexionsfragen zu stellen, um eine individuelle Strategie zu entwickeln:

  • Was macht unsere Schule aus?
  • Wer ist Teil unserer Schule?
  • Wo liegen Ressourcen in unserer Schule?
  • Welche Maßnahmen können an unserer Schule dazu beitragen, gesundheitsförderliches Lernen und Lehrern zu stärken?

Einen großen Stellenwert im Veränderungsprozess hat dabei die kollegiale Zusammenarbeit, die laut Kerstin Schwitters den größten Faktor der Entlastung – und Gesundheit – darstellt. Denn gesunde Erwachsene seien die Basis für eine gesunde Schulumgebung, so die Referentin weiter. Die kollegiale Zusammenarbeit beinhaltet gemeinsame Zeit zum Austausch, Arbeitsteilung und Ko-Konstruktion.

Belastungsfaktoren und Ressourcen

In dem Workshop griff die Referentin auch die wissenschaftliche Annahme auf, dass der Fokus früher eher auf Belastungen des Lehrerberufs (siehe Potsdamer Lehrerstudie) lag, während sich die Forschung heute auf die Ressourcen fokussiere. Laut Prof. Dr. Bärbel Wesselborg, die die Referentin hierbei zitiert, seien wichtige Ressourcen unter anderem:

  • positive Rückmeldungen von Schüler:innen und Erziehungsberechtigten
  • motivierte und engagierte Schüler:innen
  • gute Zusammenarbeit im Kollegium
  • gerechte Arbeitsverteilung innerhalb der Schule
  • Selbstwirksamkeit
  • Klassenführungskompetenzen

Gesundheitsförderung an der Evangelischen Schule Berlin-Köpenick

Mit der von Claus Otto Scharmers entwickelten „Theorie U“ legte die Evangelische Schule Berlin-Köpenick den Grundstein, um sich dem Thema Gesundheitsförderung anzunehmen. Dabei konzentrierte sich die Schule zunächst auf zwei Aspekte: Das Bewusstwerden darüber, was das Besondere an der eigenen Schule ist. Dafür beschäftigte sich die Schule im ersten Schritt genauer mit ihrem eigenen Schulprofil und stellte die Wertschätzung jedes einzelnen in den Fokus. Denn: „Nur wer sich angenommen fühlt, entwickelt auch sein volles Leistungspotenzial“, so Kerstin Schwitters. Der zweite Aspekt, dem sich die Schule gewidmet hat, war die Entwicklung von Veränderungsstrategien für die Schule. Die Strategie enthielt unter anderem folgende Maßnahmen:

  • „Gesundheit“ als Jahresthema
  • Gesundheitsbefragung innerhalb des Kollegiums und Pädagogische Tage zum Thema „Gesundheit“, u. a. mit Blick auf Belastungsfaktoren, Ressourcen und Kommunikation
  • Einbindung von Schüler:innen und Erziehungsberechtigten durch mehrere Befragungen
  • Etablierung des „Working Fridays“: Dabei handelt es sich um ein monatliches Zusammentreffen des Kollegiums, bei dem gemeinsam gearbeitet wird. Im Anschluss steht ein gemeinsamer Ausflug an.
  • Förderung der kollegialen Zusammenarbeit durch schulische Strukturen und mehr Zeit

Am Anschluss hatten die Teilnehmenden Zeit, ihre eigene Situation zu reflektieren und tauschten sich in der Gruppe über ihre Erkenntnisse aus.

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