Schüler:innenzentriertes Leitungshandeln

21.06.2022 - Wie lässt sich schüler:innengesteuertes Leitungshandeln in der Praxis umsetzen? Darüber sprachen Christian Bornhalm und Kerstin Stechmann von der Klaus-Groth-Gemeinschaftsschule mit Grundschule im Rahmen des LiGa Open Air im Juni 2022.

© Joerg Farys

Im Rahmen einer Exkursion von LiGa – Lernen im Ganztag ins dänische Aarhus hatten 16 Schulrät:innen und Schulleitungen die Möglichkeit, mehr über den Ansatz des “Student-Centered-Leadership“ der neuseeländischen Wissenschaftlerin Viviane Robinson zu erfahren. Einer der Teilnehmenden war Christian Bornhalm, Schulleiter der Klaus-Groth-Gemeinschaftsschule mit Grundschule in Kiel. Inspiriert von der Reise, hat der Schulleiter vor allem eine Frage mitgenommen: Wie bringe ich die Schüler:innen ins Zentrum meines Handelns? Davon ausgehend, beschäftigt sich der Schulleiter seither mit dem Modell des schüler:innenzentrierten Leitungs- und Führungshandeln. Über die Umsetzung und Erfahrungen sprach er gemeinsam mit Kerstin Stechmann, Koordinatorin an der Schule, im Rahmen des LiGa Open Air.  

 

Förderung der Führungskompetenzen

Zunächst stellen die beiden Referent:innen die fünf Führungs-Dimensionen aus dem Ansatz von Vivianne Robinson vor. Für ein effektives Führungs- und Leitungshandeln werden in diesen Dimensionen drei Kompetenzen als Voraussetzung aufgeführt, die sich gegenseitig beeinflussen: 

  • Pädagogisches Wissen in die Praxis integrieren 
  • Komplexe Probleme lösen 
  • Vertrauensvolle Beziehungen aufbauen 

Ziel des Ansatzes ist es, sowohl das Lernen als auch die Leistungen und das Wohlbefinden bei den Schüler:innen zu verbessern. Mit folgenden konkreten Maßnahmen werden die Führungskompetenzen an der Klaus-Groth-Schule gefördert:  

Pädagogisches Wissen in die Praxis integrieren 
  • Aktive Netzwerkarbeit, u. a. durch Impulse, Austauschrunden, Hospitationen 
  • Fort- und Weiterbildungen für das Kollegium 
  • Schulische Mikrofortbildungen 
  • Kooperationen
Komplexe Probleme lösen 
  • Professionsübergreifende Zusammenarbeit 
  • Vertrauen und Gespräche als Grundlage der Zusammenarbeit  
  • Fokussierung auf die Stärkeorientierung 
  • Ermöglichung von Gestaltungsräumen
  • Coaching, Beratung und Supervision als fester Bestandteil der Schulkultur  
Vertrauensvolle Beziehungen aufbauen 
  • Haltung: Jede:r darf Fehler machen! Jede:r darf Hilfe erbitten! 
  • Stärken- und ressourcenorientierte Schüler-Eltern-Lehrer-Gespräche 
  • Regelmäßige Personalgespräche
  • Gegenseitiges Kennenlernen ermöglichen und ritualisieren
  • Ressourcen bereitstellen  

 

Die fünf Führungs-Dimensionen in der Praxis

Von der Theorie in die Praxis – auch darüber sprachen die beiden Referent:innen und teilten anhand praktischer Beispiele ihre Erfahrungen mit dem Modell von Robinson:  

Dimension 1: Ziele und Erwartungen bestimmen

Neben der Schulprogrammarbeit werden von der Schule auch Jahresarbeitspläne entwickelt, in denen die Schulleitung konkrete Schwerpunkte setzt. Dabei spielt das Thema Partizipation eine große Rolle: Was gibt man als Schulleitung vor und wo können Kolleg:innen mitbestimmen? So organisieren sich die Mitarbeitenden der Schule beispielsweise zu kleinen Arbeitsgruppen, während von der Schulleitung darüber hinaus regelmäßige Fort- und Weiterbildungen organisiert werden, u. a. zu systemischer Pädagogik oder auch Kommunikationstraining.  

Dimension 2: Ressourcen strategisch einsetzen 

Um die zweite Dimension abzudecken, setzt die Schule auf multiprofessionelle Teamarbeit, u. a im Buddy-Prinzip. Auch hat sie individuelle Lernlandschaften und Räume in der Schule geschaffen, bietet den Schüler:innen außerschulische Lernangebote und arbeitet stetig daran, die Verzahnung des Ganztags mit pädagogischen Kooperationspartner:innen zu optimieren. Gleichzeitig nimmt sich die Schule dem aktiven Werben um Ressourcen an, beispielsweise bei Förderprogrammen, der Schulaufsicht oder in der Stadtverwaltung.  

Dimension 3: Hohe Unterrichtsqualität gewährleisten

Die Schule bietet verschiedene Profile, um die Unterrichtsqualität zu verbessern – wie etwa das Jahrgangsübergreifende Lernen (JüL) in der Eingangsphase oder Medien- und Alltagsheldenklassen. Um den Unterricht weiter zu öffnen, baut die Schule das projektartige Lernen aus und gibt den Schüler:innen dadurch mehr Verantwortung. Ebenso werden Kooperationen zwischen Lehrkräften der Regel- und Förderschule gefördert.    

Dimension 4: Lernen und Weiterbildung der Lehrkräfte fördern

Um dieser Dimension gerecht zu werden, ermöglicht die Schulleitung ihren Mitarbeitenden proaktiv Fort- und Weiterbildungen sowie eine ressourcen- und interessenorientierte Beteiligung. Auch wird der Blick erweitert durch die multiprofessionelle Zusammenarbeit mit Schulsozialarbeiter:innen, Erzieher:innen, Sozialpädagog:innen oder auch Berufscoaches. Wie die Referent:innen während ihres Vortrags jedoch betonen, sei es vor allem wichtig, Schule als lernende Institution zu verstehen und das auch vorzuleben.  

Dimension 5: Geordnete und sichere Rahmenbedingungen gewährleisten

Um jene Rahmenbedingungen zu schaffen, sei laut der beiden Referent:innen Vertrauen, Transparenz bei Entscheidungsprozessen und die Delegation von Verantwortung von großer Bedeutung. Auch brauche es Konferenzstrukturen, die eine Grundlage für den Austausch darstellen, klare Zuständigkeiten und eine gemeinsame Haltung hinsichtlich Stärken- und Ressourcenorientierung.  

Wie die Referent:innen herausstellen, sollten bei allen Dimensionen folgende drei Faktoren berücksichtig werden:  

  • eigene Überzeugung 
  • Tatsächliche Notwendigkeit 
  • Tempo 
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