Wie können wir die Probezeit von Schulleitungen gut begleiten? Um diese Frage drehte sich die 9. LiGa-Akademie für Schulaufsicht am 28. Februar 2019 in Kiel. Die teilnehmenden Schulrätinnen und Schulräte aus Schleswig-Holstein brachten ihre eigenen Erfahrungen ein und diskutierten die Bedingungen für eine effiziente Begleitung der Probezeit.
Neue Schulleiterinnen und Schulleiter in den ersten beiden Jahren zu begleiten, ist eine zentrale Aufgabe der unteren Schulaufsicht in Schleswig-Holstein, die in einer dienstlichen Beurteilung endet. Die Probezeitbegleitung ist ein Aspekt der Personalführung. Insbesondere in der Probezeit sollen die Schulleitungen individuell unterstützt und gefördert werden. Ein Ziel ist, die Eigenverantwortlichkeit der Schulleitung zu stärken und im Dialog Handlungsspielräume aufzuzeigen. Dabei ist zunächst wichtig zu vermitteln, was eigenverantwortliche Schulleitung bedeutet. Dazu zählt beispielsweise, sich im Kollegium zu positionieren und die Leitungsebene der Schule zu gestalten.
Einheitliche Beurteilungsgegenstände
Grundlage einer erfolgreichen Probezeitbegleitung sind einheitliche Beurteilungsgegenstände. Sie sind für die Einschätzung der Beratungs-, Leitungs-, Verwaltungs- und Führungskompetenz und deren Entwicklung am Ende der Probezeit relevant. Daraus leitet sich das methodische Vorgehen ab, das je nach Schulaufsicht variiert. Zu den Methoden zählen insbesondere Zielvereinbarungen, Portfolioarbeit, Schulbesuche, Unterrichtsbesuche, Teilnahme an Konferenzen, Versammlungen und Veranstaltungen sowie Gespräche mit Partnerinnen und Partnern der Schule, Eltern, Schulträger usw.
Die landesweit verpflichtenden Arbeitskreise der neuen Schulleiterinnen und Schulleiter sind ein wichtiger Baustein bei der Probezeitbegleitung. Jede Schulaufsicht versammelt hier schulartübergreifend die Schulleitungen auf Probezeit. In den Treffen geht es um die Reflexion der neuen Rolle als Schulleitung, um Herausforderungen des neuen Alltags, Entwicklungsbedarfe und kollegialen Austausch. Dabei ist es wichtig, einen geschützten Raum zu bieten.
Ausgestaltung der Arbeitskreise
Die Arbeitskreise sind regional unterschiedlich ausgestaltet und finden regelmäßig im Schulamt oder auf Einladung neuer Schulleitungen an ihren Schulen statt. Einige Schulräte gestalten die Arbeitskreise gemeinsam als Fachtage, um einerseits Ressourcen und Know-how zu bündeln und zu vernetzen und andererseits eine arbeitsfähige Gruppengröße herzustellen. Andere Arbeitskreise werden nicht von der Schulaufsicht geleitet, sondern von erfahrenen Schulleitungen, die als Paten fungieren. Regelmäßig werden auch wichtige Partnerinnen und Partner wie das Jugendamt oder die Schulverwaltung eingeladen. In einigen Arbeitskreisen bleiben die Schulleitungen auch noch nach ihrer Probezeit Mitglied. Die Teilnehmenden der Akademie sahen in den Arbeitskreisen ein hohes Entwicklungspotenzial.
Blick nach Baden-Württemberg
Gerhard Freund, stellvertretender Landesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung Baden-Württemberg (VBE-BW), stellte den Akademieteilnehmenden vor, wie in seinem Bundesland die Probezeitbegleitung gestaltet ist. Baden-Württemberg führte im Schuljahr 2015/16 ein Rahmenkonzept zur regionalen Begleitung neuer Schulleitungen in der Probezeit verbindlich ein. Es soll so zur Qualitätssicherung der Probezeitbegleitung beitragen. Das Rahmenkonzept sieht unter anderem weitere verpflichtende Fortbildungsthemen, regelmäßige Rückmeldegespräche mit der Schulverwaltung sowie Beratungsangebote wie Mentoring und Coaching vor. Allgemeine Grundlage ist dabei ein umfangreiches Anforderungsprofil für Schulleiterinnen und Schulleiter. Kompetenzbeschreibungen konkretisieren die im Anforderungsprofil aufgeführten Kompetenzen und bieten sowohl für Schulleitungen als auch für die Schulaufsicht Orientierung. Freund sprach über die Ziele, Inhalte und die Gestaltung, aber auch über die bisherigen Erfahrungen und Stolpersteine bei der Umsetzung.
Probezeit von Schulleitungen effizient begleiten
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass drei Faktoren besonders wichtig sind, um die Probezeit von Schulleitungen effizient begleiten zu können:
- standardisierte Instrumente und Materialien, die gleichzeitig Spielraum für regionale Besonderheiten zulassen,
- eine enge Verknüpfung mit weiteren Angeboten des Landes zur Führungskräftequalifizierung,
- die eigene Fortbildung der Schulaufsichten.
Wichtig ist dabei, dass die Schulaufsicht die eigene Rolle für sich klärt. An welchem Punkt zwischen Controlling, Beratung und Fortbildung bewegt sie sich? Außerdem ist ein offenes, vertrauensvolles Verhältnis zwischen Schulleitung und Schulaufsicht nötig.
Bei dieser Akademie ist deutlich geworden, dass es sich lohnt, intensiv in die Probezeitbegleitung zu investieren. Eine gewissenhafte, umfängliche Arbeit im Laufe der Probezeit macht hinterher vieles einfacher, da gute Grundlagen gelegt sind und viele Fragenbereiche bereits abgedeckt werden können.
Mit dem Blick auf die Arbeitsweise der anderen Schulrätinnen und Schulräte sowie den Einblick in die Arbeit der baden-württembergischen Kolleginnen und Kollegen nahmen die Akademieteilnehmenden nützliche Anregungen für die eigene Arbeit mit. „Trotz vollem Schreibtisch habe ich es als gewonnenen Tag empfunden“, sagte ein Teilnehmer am Ende.