Im Rahmen von „LiGa – Lernen im Ganztag“ entstand in Sachsen-Anhalt eine Schulleitungsinitiative, die ein Positionspapier und zwölf Forderungen erarbeitet hat, um eine pädagogisch-didaktisch sinnvolle Entwicklung digital-vernetzten Lernens voranzutreiben.
Für „LiGa – Lernen im Ganztag“ in Sachsen-Anhalt ist die Verknüpfung von individualisiertem und digital-vernetztem Lernen seit Programmbeginn ein Schwerpunktthema. Denn digitale Tools bieten für die Individualisierung zahlreiche Möglichkeiten – beispielsweise differenzierte Aufgabenstellungen, personalisiertes Feedback und kollaboratives Arbeiten.
Fachdialog „IT-Schulstrukturen gemeinsam entwickeln“
Doch was gehört eigentlich zu einer IT-Grundausstattung, die alle Schulen brauchen, um digital-vernetztes Lernen gut umsetzen zu können? Bei der LiGa-Führungskräfteakademie, an der 70 Schulleitungen und 23 Mitarbeitende der Schulaufsicht teilnehmen, entstand im Dezember 2017 eine Schulleitungsinitiative, die zu dieser Frage einen Fachdialog angeregt hat – zwischen Bildungsadministration, Schulträger, Schulaufsicht, Schulleitungen, Lehrkräften, anderen Experten und außerschulischen Partnern.
Inzwischen ist der Fachdialog in mehreren Landkreisen implementiert. Gemeinsam entwickeln die Teilnehmenden Rahmenbedingungen für individuelles, digital-vernetztes Lernen und Standards für eine IT-Schulausstattung. Bei Fachgesprächen wird gemeinsam diskutiert – und in sogenannten Werkstätten zeigen Schulen vor Ort, wie sie digitale Medien nutzen und in ihr Schulkonzept einbinden.
Positionspapier
Bereits im Sommer 2018 hat das Fachnetzwerk ein Positionspapier erarbeitet. Darin wird eine Grundausstattung für Schulen unabhängig vom medienpädagogischen Konzept beschrieben. Außerdem enthält das Positionspapier Ableitungen für eine sinnvolle und praxistaugliche Förderpolitik.
Das 14-seitige Positionspapier können Sie hier herunterladen: Grundausstattung, sinnvolle Förderpolitik und realistische Umsetzung vom IT-Schulstrukturen (PDF)
12 Forderungen
Anfang 2019 hat das Fachnetzwerk einen Neujahrsempfang in der Gemeinschaftsschule „Gottfried Wilhelm Leibniz“ in Magdeburg veranstaltet. Mit dabei waren der Landesschülerrat, Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft (IHK, Handelskammer, Wirtschaftsjunioren, regionale Unternehmen), Schulverbände, Schulträger, das Ministerium für Bildung, kommunale, kreisweite, landesweite Politik, Schulaufsicht, außerschulische Partner und Elternvertreter.
Mit der Einladung hat das Fachnetzwerk ein Papier mit zwölf Forderungen versendet, das auf der Veranstaltung einen Impuls geben sollte. Darin positioniert sich die Schulpraxis zur Digitalen Agenda des Landes Sachsen-Anhalt.
Gute Rahmenbedingungen müssen demzufolge zwischen Schulpraxis, Schulträger und Bildungsadministration gemeinsam entwickelt werden. Dies seien keine einheitlichen, sondern richtige Rahmenbedingungen nach der Maßgabe von Praxistauglichkeit und Nachhaltigkeit, denen ein gemeinsames pädagogisches Verständnis zugrunde liege.
Damit Schule ihren Bildungsauftrag erfüllen könne, seien folgende zwölf Punkte alternativlos (Kurzfassung):
- Die eigenverantwortliche Schule entscheidet selbst über Lehr- und Lernmittel.
- Die geforderte Grundausstattung soll sofort umgesetzt werden: ohne Wenn und Aber.
- Multifunktionale Geräte sollen in einer 1:1 Ausstattung für alle verfügbar sein.
- Schulen bekommen ein sowohl für die anstehenden Aufgaben als auch die Umsetzung des Bildungsauftrags flexibles und angemessenes Schulbudget für Ausstattung in Eigenverantwortung.
- Offene Standards und freie Software gehören großflächig in öffentliche Schulen.
- Verbraucherschutz, Datenschutz und Informationssicherheit sollen bedeutsame Querschnittsziele der Digitalen Agenda des Landes Sachsen-Anhalt sein.
- Generell wird mehr Transparenz im Sinne eines besseren Datenschutzes benötigt.
- Daher sind frei zugängliche Lehrmaterialien wie Open Educational Resources (OER) und dessen Förderung wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda des Landes Sachsen-Anhalt.
- Eine sinnvolle Organisationsentwicklung benötigt agile Verfahrensweisen und Professionalisierung.
- Die Förderpolitik soll sich auf kleinschrittige, evaluierbare Verfahren fokussieren.
- Bei der Evaluation sollen Behörden nur ihrer Aufgabe in der Fläche mit geeigneten Methoden nachgehen und schon gibt es Antworten.
- Übergeordnete Institutionen sollen richtige Rahmenbedingungen schaffen, dass Schule Kinder und Jugendliche zu selbstbestimmten und mündigen Bürgern in einer digital-vernetzten Lebenswelt bildet.
Die in der Schulleitungsinitiative und dem Fachdialog entwickelten Konzepte und Forderungen sind in die Debatten zur Umsetzung der Digitalisierungsstrategie eingeflossen. Das Thema wird auch in den nächsten Monaten für Praxis und Bildungsverwaltung relevant bleiben, LiGa wird auch weiterhin Räume für die ko-kreative Arbeit an praktischen Lösungen bieten.