LiGa-Mittagsrunde mit Michael Fullan

27.11.2020 - In der digitalen Reihe „LeaderChips to go“ des LiGa-Programms war am 24. November der renommierte kanadische Bildungsforscher Michael Fullan zu Gast. Dabei ging es um die Frage, wie sich Schulführung verändern muss, damit Schülerinnen und Schüler bestmöglich profitieren.

12 Uhr in Deutschland, 6 Uhr in Kanada: In Deutschland kamen die Teilnehmenden zur Mittagszeit zusammen, doch Michael Fullan aus Toronto musste am 24. November sehr zeitig aufstehen, um an der digitalen Austauschrunde „LeaderChips to go“ teilzunehmen. Seinen Impulsvortrag zum Thema „The Changing Nature of School Leadership“ („Die neue Art der Schulführung“) gab es bereits vorab als Video. In der einstündigen Austauschrunde war daher Platz für die Vertiefung und Diskussion seiner Thesen. Etwa 60 Mitarbeitende der Schulaufsicht und Kultusministerien sowie Schulleitungen nahmen daran teil.

Zeit für Veränderungen

Aus Sicht von Michael Fullan steht die Zukunft bereit, doch das Bildungssystem hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren kaum weiterentwickelt. Die Corona-Pandemie sei nun eine große Chance für Veränderungen. „Jetzt ist die Zeit, um in Bewegung zu sein“, sagt der emeritierte Professor. Denn die Art, wie Schülerinnen und Schüler lernen, passt nicht mehr zu der Art, wie Schulen organisiert sind. Er identifiziert als Ist-Zustand:

  • fehlende Sinnhaftigkeit
  • fehlende Herausforderungen
  • unangepasste Lernziele
  • ineffektive pädagogische Herangehensweisen
  • fehlendes Zugehörigkeitsgefühl

Michael Fullan benennt sechs globale Kompetenzen für ein sogenanntes tiefes Lernen („deep learning“). Der Lernfokus sollte auf diese Kompetenzen ausgerichtet sein, damit Schülerinnen und Schüler mit Motivation und Sinnhaftigkeit lernen – und für ihr Leben gestärkt sind. Diese 6 Cs sind: Character, Citizenship, Communication, Collaboration, Creativity, Critical Thinking.

Schulleitungen als Schlüsselfiguren

Große Veränderungsprozesse in Schulen sind dafür notwendig. Der Unterricht und insbesondere die Rolle der Lehrenden müssen sich ändern. Dabei spielen Schulleitungen eine entscheidende Rolle. Ihre herausfordernde Aufgabe ist es, zum einen selbst am Lernprozess teilzunehmen und zum anderen das Lernen der Lehrerinnen und Lehrer zu fördern und zu unterstützen. Es geht also darum, zum Wandel einzuladen, sodass Lehrkräfte aus eigener Motivation und im Miteinander ihren Unterricht weiterentwickeln. „Die Zusammenarbeit ist wichtig, aber sie ist kein Selbstzweck, sondern braucht Substanz“, betont Michael Fullan. Es geht immer um die Frage: Was ist das gemeinsame Ziel?

Erfolgsfaktoren für gute Schulführung

Erfolgreiche Schulleitungen sind Expertinnen und Experten für den Kontext ihrer Schule. Sie schauen, was in der Region und in der Politik passiert und sind gut vernetzt, zum Beispiel mit anderen Schulen. Sie verstehen das System, in dem sie sich bewegen, und die Kultur ihrer Schule und der Umgebung. Michael Fullan fasst es mit diesem englischsprachigen Spruch zusammen: „Go outside to get better inside!“

Auch auf die Rolle der Schulaufsicht ging Michael Fullan in der Diskussionsrunde ein. Ihre Aufgabe sollte es sein, die Verbindung nach oben – zum Land – herzustellen und zu schauen, was auf lokaler Ebene wie genutzt werden kann. Nach unten hin sollte die Schulaufsicht befreiend wirken, das heißt Raum geben, um einen Veränderungsprozess zu ermöglichen.

Nach der einstündigen Austauschrunde war in Deutschland die Mittagszeit vorbei. Die Teilnehmenden und das LiGa-Team konnten viele Thesen, Themen, Modelle und Lesetipps von Michael Fullan mitnehmen. Und für ihn war es nun endlich an der Zeit, zu frühstücken!

 

Den Impulsvortrag von Prof. em. Michael Fullan können Sie sich hier auf unserer Website www.schulaufsicht.de anschauen.

Die wesentlichen Aussagen wurden in diesem Graphic Recording von Katja Reetz zusammengefasst:

© K. Reetz/DKJS

<< zurück zur Übersicht