Der Kern von Schulentwicklung ist die Unterrichtsentwicklung. Doch woran erkennen Führungskräfte die Qualität des Unterrichts? Wie können sie Lehrkräfte bei der Qualitäts- und Kompetenzentwicklung unterstützen? Welche Möglichkeiten gibt es neben den klassischen Fortbildungsformaten? Unter diesen Fragestellungen kamen die Teilnehmenden des Salons „Leading Teacher Learning – Unterrichts- und Kompetenzentwicklung von Lehrkräften begleiten“ auf dem länderübergreifenden Fachtag am 11. Dezember 2018 in Berlin zusammen.
Wie macht Norwegen das?
Der erste Impuls kam von Marianne Stenberg. Die Schulleiterin der Majorstuen Schule Oslo in Norwegen hatte bereits zuvor mit ihrer Keynote „The Dimensions of Student-Centered Leadership“ die Veranstaltung eröffnet. Zu Beginn erklärte Marianne Stenberg, worauf sie sich bei ihrer Arbeit fokussiert. Wichtig seien für sie ein schülerzentriertes Führungsverständnis und die professionelle Entwicklung der Lehrkräfte. Letzteres habe großen Einfluss auf die Unterrichtsentwicklung. Dafür unabdingbar seien neugierige Lehrerinnen und Lehrer. Stenberg geht davon aus, dass alle Lehrkräfte intrinsisch motiviert und damit neugierig sind, Neues zu lernen. Diese Motivation könne sowohl der Begeisterung für das eigene Fach als auch der Begeisterung für das Lehren an sich entspringen.
Dabei setzt die Majorstuen Schule auf datengestützte Schulentwicklung mittels der Ladder of Inference (Leiter der Schlussfolgerung). Anhand von Daten wird ein Problem sichtbar gemacht und genau betrachtet und analysiert. Nach der Entscheidung, wie gehandelt werden soll, werden die Beteiligten in kleinen Schritten aktiv. Im Anschluss daran erfolgt eine erneute Analyse der Daten, aus der weitere Maßnahmen abgeleitet werden. Durch eine Wiederholung des Vorgehens wird der Fortschritt gesichert.
„Rap macht Schule“
Auch Christian Weirich, bekannt unter dem Pseudonym Doppel-U und Initiator von „Rap macht Schule“, sieht die Neugier als zentralen Gelingensfaktor für seine Arbeit mit Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern. Im Rahmen von „Rap macht Schule“ vermittelt er klassische Texte der deutschen Lyrik in Form von Rap. Seine Arbeit sieht er als alternativen Deutschunterricht, in dem die Schülerinnen und Schüler sich auf einer neuen Ebene mit klassischer Lyrik auseinandersetzen oder selbst kreativ werden und eigene Texte vertonen. In beiden Fällen gibt die Lehrkraft die Verantwortung an die Schülerinnen und Schüler ab. Auch wenn sie die Expertise für die textliche Grundlage mitbringt, liegt die Verantwortung für die musikalische Auseinandersetzung bei den Lernenden.
Eine Frage, die im Anschluss an den Impuls diskutiert wurde, war die der Authentizität. Können Lehrkräfte, die mit Rap nichts am Hut haben, den Ansatz nutzen? „Klaro“, sagt Weirich, dafür brauche es allerdings Ehrlichkeit und die Offenheit, von den Schülerinnen und Schülern zu lernen.
Qualität des Unterrichts erkennen
Antje Fritzsche, Schulfachliche Referentin aus Sachsen-Anhalt, beschäftigte sich in ihrem Beitrag mit den Fragen, woran Schulleitungen die Qualität des Unterrichts erkennen können, was Unterrichtsqualität ausmacht und ob diese einzeln oder systemisch betrachtet werden sollte.
Wichtig für Antje Fritzsche ist, die Unterrichts-, Personal- und Organisationsentwicklung zusammen zu denken. Auch der Austausch mit dem Kollegium sei ein wichtiger Aspekt. Indikatoren für guten Unterricht sieht sie in der Atmosphäre, der Kollegialität, der Kooperation und Kollaboration, dem Schulmanagement, dem Umgang mit Ressourcen und dem schulischen Zusammenleben. Bei Schulbesuchen achte sie besonders auf diese Faktoren, da sie sich allesamt auf die Unterrichtsqualität auswirken.
Eine Möglichkeit der Unterstützung durch die Schulaufsicht sieht sie in der Motivation von Lehrkräften, sich kontinuierlich fortzubilden. Voraussetzung dafür sei wiederum die Qualifikation der Schulaufsicht, um den Transfer in die Schulen beziehungsweise zur Schulleitung sicherzustellen. Als Beispiele nennt sie LUUISE oder Fortbildungen zur Organisationsberatung, die dabei helfen, besser auf die Bedarfe der Schulen eingehen zu können.
Das Handout von Antje Fritzsche finden Sie hier.