Kommunikation und Beziehungsarbeit

03.06.2021 - Wie können Kommunikation und Beziehungsarbeit angesichts der aktuellen Bedingungen in Schule und Unterricht gelingend gestaltet werden? Die “Digitale Denkfabrik” am 28. Mai 2021 bot hierzu Impulse und Gelegenheiten zum kollegialen Austausch.

© DKJS/Sandruschka

Zum mittlerweile vierten Mal waren Schulleitende verschiedener Schulformen sowie schulfachliche Referentinnen und Referenten aus Sachsen-Anhalt im Rahmen des Programms “LiGa – Lernen im Ganztag” zu zwei Impulsvorträgen mit anschließendem kollegialem Austausch eingeladen. Wie kann die Verknüpfung von Präsenz- und Distanzunterricht sinnvoll gestaltet werden und was sind Gelingensfaktoren? Diesmal stand das Thema “Kommunikation & Beziehungsarbeit als Bausteine für das Hybride Lernen“ auf der Tagesordnung.

Positive Beziehungen: Allheilmittel für den Schulalltag

Die erste Impuls- und Austauschrunde startete mit einem einführenden Input von Dr. Felix Peter aus der Schulpsychologischen Beratung des Landesschulamts Sachsen-Anhalt. Unter dem Titel “Raum für Beziehungsarbeit – Ein ‘Schweizer Taschenmesser’ für Probleme im Schulalltag” thematisierte der Schulpsychologe Herausforderungen und Möglichkeiten der Beziehungsarbeit im Kontext Schule. Dabei kamen sowohl typische “Beziehungskiller” als auch theoretische Grundlagen zu Beziehungsbedürfnissen und ihrer Erfüllung zur Sprache. Aber auch Denkanstöße zur konkreten Umsetzung im Schulalltag kamen nicht zu kurz. So zeigte Peter an verschiedenen Beispielen konkrete Gelegenheiten guter Beziehungsarbeit in Schule auf – sei es die ausnahmslose Ankündigung von Leistungskontrollen oder positive 4-Augen-Botschaften auf dem Pausenhof. Dem Psychologen zufolge ist Beziehungsarbeit immer auch eine Frage der Haltung. Schließlich sei, so Peter, “das Verhalten, auf das man den meisten Einfluss hat, das eigene Verhalten”.

Blick in die Praxis: Schule mit Herz

Wie genau gelingende Beziehungsarbeit in der Schule organisiert werden kann, zeigten Heike Makk und Ari Schramm von der Freien Schule Anhalt. Die Schulleiterin und die Lehrerin für Deutsch und Geschichte gaben den Teilnehmenden einen detaillierten Einblick in ihre Schulgemeinschaft, die auf eine intensive Zusammenarbeit und „Teambildung“ innerhalb des Kollegiums setzt. Denn allein im Team gelinge es, die an Schule gestellten Herausforderungen zu bewältigen. Unter dem Motto “Mit einer Hand kann man keinen Knoten knüpfen” bilden hier Respekt, Vertrauen und Wertschätzung die Basis des Miteinanders. Angestoßen durch die Corona-Pandemie bildete die Schule zunächst ein Krisenteam, um der sich stetig ändernden Situation entgegenzutreten. Dieses wurde im Verlauf aber kurzerhand in “Zukunftsteam” umbenannt. Schulleiterin Makk zufolge stand diese Umbenennung für einen zentralen Perspektivwechsel, der dem Kollegium half, sich nicht an den Problemen aufzureiben, sondern lösungsorientiert die Krise als Chance zu begreifen, zukunftsorientiert zu denken und sich auch Zeit für die “schönen Dinge” zu nehmen. Im Verlauf entstanden weitere multiprofessionelle kollegiale Zusammenschlüsse wie das “Stärkenteam” und das “Hoffnungsteam”, welche sich der Stärkung des Miteinanders, der gemeinsamen Bewältigung von Herausforderungen sowie der gezielten Unterstützung von Schülerinnen und Schülern widmen. Die Kommunikation und Beziehungsarbeit muss immer – so Makk und Schramm – in vier Richtungen geschehen: Schüler:innen, Kollegium, Eltern, außerschulische Partner. Egal, ob individuelle Einzelbetreuung für Schüler:innen oder das Versenden von Grüßen ins Seniorenheim: “Schule muss schön sein – für alle, die an Schule beteiligt sind”, so Makk.

Rückkehr zur neuen Normalität

Wie wichtig das gemeinsame Miteinander ist, zeigte sich auch im anschließenden kollegialen Austausch in Kleingruppen. Angesichts der anstehenden Rückkehr zum Präsenzunterricht waren sich die Teilnehmenden einig: Bei allem nachzuholenden Schulstoff sei es zunächst umso bedeutsamer, gemeinsam anzukommen, zusammenzurücken und zu sehen, wo man steht. Denn “so viel Nähe hatten wir lange nicht mehr und darauf müssen wir uns pädagogisch vorbereiten”, fasste es eine Teilnehmerin im kollegialen Austausch zusammen. Schulfachlicher Referent Norbert Ryl rief im abschließenden Peer-to-Peer-Austausch seine Kolleg:innen dazu auf, sich ihrer Rolle als Pädagog:innen einmal mehr und eben jetzt besonders bewusst zu werden und die momentane Situation auch für eine Beschäftigung mit dem eigenen Berufsethos zu nutzen. “Der Mut muss aus uns, aus den Kollegien selbst herauskommen!” Pädagogin/Pädagoge zu sein ist doch bei der Rückkehr unserer Kinder und Jugendlichen in den Schulalltag eine unschätzbar wertvolle Profession, die vor allem Lehrerinnen und Lehrer auch am besten beherrschen. Darauf muss man sich selbst vertrauen“, appellierte Ryl.

Dem kann abschließend nur zugestimmt und mit Blick auf die vergangenen Veranstaltungen konstatiert werden: Es gibt viele mutige Pädogog:innen, die die Pandemie – bei allen Widrigkeiten – in ihrem Tun bestätigt und gestärkt hat. Bewahren Sie sich diese Haltung und wir freuen uns auf die kommenden Veranstaltungen!

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