„Jedes Schulteam hat ein Ziel und einen Plan“

18.10.2017 - Interview mit Netzwerkmoderatorin Katrin Greve-Grönebaum

© Steffen Jänicke

29 ganztägig arbeitende Schulen nehmen in Hessen an „LiGa – Lernen im Ganztag“ teil. Sie verteilen sich auf drei regionale schulische Entwicklungsnetzwerke, in denen sie an ihren eigenen Entwicklungsvorhaben arbeiten. Die regionalen Netzwerktreffen finden halbjährlich statt. Netzwerkmoderatorin Katrin Greve-Grönebaum begleitet zusammen mit Axel Schulz das Netzwerk Nord und das Netzwerk Süd.

Frage: Sie moderieren zwei schulische Netzwerke in Hessen. Wie beschreiben Sie Ihre Aufgabe?

Katrin Greve-Grönebaum: Meine Hauptaufgabe ist es, ein Konzept zur Gestaltung der Netzwerktreffen zu erstellen. Das mache ich nicht allein, sondern wir arbeiten und unterstützen uns kollegial im Moderations-Tandem, auch netzwerkübergreifend. Die Ziele und den Ablauf stimmen wir mit der Regionalen Programmkoordination von LiGa Hessen, dem Hessischen Kultusministerium sowie den LiGa-Beauftragten ab. Die LiGa-Beauftragten sind besonders wichtig, weil sie die „reitenden Boten“ zwischen Schulen und LiGa-Team sind. Pro Netzwerk gibt es ein bis zwei LiGa-Beauftragte – das sind Lehrkräfte, die für diese Aufgabe freigestellt sind. Neben der Abstimmung mit den zahlreichen Akteuren und der konzeptionellen Gestaltung gehört natürlich zu unserer Kernaufgabe die Moderation der Netzwerktreffen.

Frage: Wie laufen die Netzwerktreffen üblicherweise ab?

Katrin Greve-Grönebaum: Das lässt sich nicht pauschal beantworten, jedes Netzwerk hat inzwischen seine eigene „Kultur“ entwickelt. Im Wesentlichen bestehen die Netzwerktreffen aus folgenden Bausteinen: Methodischer Input, fachlicher Input, die Arbeit in den Schulteams sowie kollegiale Beratung und Austausch in der Gesamtgruppe.

Frage: Methodischer und fachlicher Input – was bedeutet das konkret?

Katrin Greve-Grönebaum: Zu den Netzwerktreffen kommen die jeweiligen Schulteams, die in der Regel aus der Schulleitung, Lehrkräften und weiteren Personen bestehen. Sie arbeiten an ihren selbstgewählten Entwicklungsvorhaben, die sie sich im Rahmen von LiGa vorgenommen haben. Beispielsweise erarbeiten mehrere Schulen Konzepte zur Einführung von Lernzeiten, in denen die Schülerinnen und Schüler eigenständig an ihren Aufgaben arbeiten. Zum methodischen Input gehört, diesen Prozess mit konkreten Instrumenten aus dem Projektmanagement zu unterstützen. So haben wir beim ersten Netzwerktreffen mit einem Projektfahrplan gearbeitet, um Ziele, Meilensteine und Maßnahmen der jeweiligen Entwicklungsvorhaben abzuleiten.

Fachlichen Input erhalten die Teilnehmenden zu den Themen, mit denen sie sich im Rahmen von LiGa besonders auseinandersetzen, zum Beispiel Lernzeiten. Dieser Input kann, aber muss nicht unbedingt von wissenschaftlichen Expertinnen und Experten gegeben werden. Wir haben in einem der Netzwerke sehr gute Erfahrungen damit gemacht, dass eine Beispielschule eingeladen wurde und ihre Erfahrungen mit Lernzeiten geschildert hat. Das wichtige war dabei, dass die Kolleginnen nicht nur von ihrem Ergebnis, sondern ganz besonders auch von ihrem – nicht immer einfachen – Abstimmungs- und Lernprozess berichtet haben. Es war für das Netzwerk hilfreich, dass in dieser Weise offen über Herausforderungen gesprochen werden konnte.

Frage: Als dritten Baustein der Netzwerktreffen haben Sie die Arbeit in den Schulteams genannt. Findet diese Arbeit nicht eigentlich in den Schulen statt?

Katrin Greve-Grönebaum: Das Arbeiten der Schulteams an ihren jeweiligen Entwicklungsvorhaben ist bislang sogar der am stärksten nachgefragte Baustein der Netzwerktreffen. Denn zwischen den Netzwerktreffen haben die Teams im Schulalltag kaum Gelegenheit, intensiv an ihren Vorhaben zu arbeiten. Daher werden die Netzwerktreffen ganz klar dazu genutzt, um sich dafür gemeinsam Zeit zu nehmen. Das melden uns viele Teilnehmende zurück. Auch der kollegiale Austausch zwischen den Schulteams und im Gesamtteam wird von Mal zu Mal wichtiger, ebenso wie die Präsentation zu den Entwicklungsständen. Und wichtig ist auch, dass die Mitarbeitenden der Schulaufsicht immer mit dabei sind. Die Schulteams können ihre konkreten Unterstützungsbedarfe formulieren und direkt an sie herantragen.

Frage: An welchem Punkt stehen die Schulen in den hessischen Netzwerken momentan?

Katrin Greve-Grönebaum: Jedes der Schulteams hat ein Ziel. Sie alle haben ein Entwicklungsvorhaben, an dem sie arbeiten, und nutzen dafür die Projektfahrpläne. Auch wichtig: Jeweils zwei bis vier Schulen bilden im Netzwerk eine Lernpartnerschaft. Sie tauschen sich auch zwischen den Netzwerktreffen zu ihren Vorhaben aus. Und alle beschäftigt die übergeordnete Frage: Wie steuere und implementiere ich Veränderungen an meiner Schule? Der Bedarf, fachliches Wissen und Orientierungshilfe zu erhalten, ist bei den Teilnehmenden groß – sei es zum Umgang mit Heterogenität oder zur Gestaltung von Lernzeiten.

Frage: Was steht nun als Nächstes an?

Katrin Greve-Grönebaum: Am 12. Dezember findet das erste Gesamtnetzwerktreffen von „LiGa Hessen“ statt. Es ist nach der gemeinsamen Auftaktveranstaltung im Februar das erste gemeinsame Arbeitstreffen aller drei hessischen Netzwerke. Wir haben uns vorgenommen, am Vormittag den „Erfolgsgeschichten“ aus den Netzwerken Raum zu geben: Hier geht es darum, dass die Schulteams von ihren ersten Erfahrungen aus den Entwicklungsprozessen berichten. Am Nachmittag haben die Schulteams dann Gelegenheit, inhaltliche Themen in Fokusgruppen zu vertiefen, für die dann auch Impulsgeber vorgesehen sind.

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