Führen in herausfordernden Situationen

22.03.2021 - Wie gelingt es Schulleitung und Schulaufsicht sicher durch stürmische Zeiten zu führen? Dazu gab die Bildungsexpertin Myrle Dziak-Mahler bei der digitalen Reihe „Mikroimpulse“ am 23. Februar 2021 praxisnahe Handlungsempfehlungen.

© DKJS/Björn Bernat

In ihrem 30-minütigen Impuls zum Thema Führen in herausfordernden Situationen betonte die Bildungsexpertin Myrle Dziak-Mahler zunächst die Bewertung individueller Situationen. Sie seien der entscheidende Schlüssel zur Steuerung der Verhaltensweisen erklärte sie den fast 50 Zuschauer:innen. Dazu unterteilte Dziak-Mahler den Berufsalltag von Schulleitungen und Schullaufsichten in fünf Handlungsstufen:

  1. Aufgaben
  2. Herausforderungen
  3. Probleme
  4. Krisen
  5. Katastrophen

Auf welcher Stufe die Situation von der Führungskraft eingeordnet wird, bestimme maßgeblich ihr Handeln. „Bewerten wir eine Nachricht als machbare Aufgabe, fällt unsere Reaktion und Lösungsstrategie oft anders aus, als wenn wir darin ein Problem oder gar eine Krise sehen“, erläutert Dziak-Mahler.  Sie rät daher zum „Bewertungsdetox“.  Dabei komme es darauf an, nicht vorschnell und ständig zu bewerten. Die Aufgabe von Führungskräften sei es, eine neutrale Haltung – wie die eines Naturforschers – einzunehmen.

Neue Situationen erfordern neue Lösungen

Gerade in herausfordernden Zeiten gelte es alte Pfade zu verlassen. Dafür seien neue Lösungsstrategien nötig. Alte und bewährte Urteile müssten dabei über Bord geworfen werden, betont Dziak-Mahler. Das bedeute bewährte Verhaltens- und Handlungsmuster neu zu überdenken und gegebenenfalls völlig neu einzuüben. Diese Veränderungsprozesse können bei den Mitarbeitenden Unsicherheit und Angst auslösen. Führungskräfte sollten besonders in solchen Phasen Orientierung und Halt geben, wie die:der Kapitän:in im Sturm, die:der in schweren Zeiten sichtbar Präsenz zeigen muss. Dabei seien Kommunikation und Glaubwürdigkeit besonders wichtig.

Außerdem brauche es gegenseitiges Vertrauen. Aber wie erreicht man das? Dziak-Mahler hat eine simple Strategie: „Zuhören, um zu verstehen – nicht um zu antworten!“ Erst wenn es gelänge, sich in die Rolle des anderen hineinzuversetzen und die Argumente nachzuvollziehen, werde einem selbst Vertrauen entgegengebracht.

Dziak-Mahler hat Gelingensbedingungen für eine vertrauensbildende Haltung zusammengefasst:

  • Akzeptanz des/der Anderen (in seiner/ihrer Professionalität)
  • Emotionalität aushalten, Verständnis aufbringen (Empathie)
  • Fehler eingestehen (Führungskräfte dürfen auch um Hilfe bitten)
  • Prozess-Infos (Transparenz schafft Akzeptanz)
  • Ankündigungen
  • In den Dialog treten
  • Wertschätzung des Bisherigen, Wertschätzung des/der Anderen
  • Lernen = besser machen
  • Entschuldigen! Fehler dürfen nicht nur sein – sie müssen sein!

 Das Vier-gewinnt-Modell für gute Zusammenarbeit

Um gute Zusammenarbeit und kompetenzorientierte Führung zu veranschaulichen, hat Dziak-Mahler am Zentrum für LehrerInnenbildung (ZfL) der Universität zu Köln das Vier-gewinnt-Organisationsmodell entwickelt (Abb.1).

Vier-Gewinnt-Modell_Präsentation Myrle Dziak-Mahler vom 24.02.2021 Mikro-Impulse

  • (Eigen-)Verantwortung: Entscheidung da treffen wo die Expertise sitzt, loslassen können, kein Mikromanagement
  • Augenhöhe: Voraussetzung für Verantwortung, jede Perspektive wird gehört, unabhängig von Berufserfahrung und Rang, kann nur von oben nach unten hergestellt werden
  • Partizipation: Formate und Strukturen schaffen, die echte Beteiligung ermöglichen
  • Transparenz: Voraussetzung für Partizipation, Wissen teilen und verbreiten

Vertrauen ist dabei einerseits die Basis – andererseits sorgt die Umsetzung der vier Aspekte dafür, Vertrauen zu schaffen.

Weitere Informationen zum Vier-gewinnt-Modell: ZfL – Zentrum für LehrerInnenbildung.

Zur Person:

Myrle Dziak-Mahler ist Bildungsexpertin im Bereich zukunftsfähige Transformation des Bildungssystems. Nachdem sie viele Jahre selbst als Lehrerin tätig war, leitete sie zehn Jahre das Zentrum für LehrerInnenbildung (ZfL) an der Uni Köln. Seit 2021 ist sie Kanzlerin der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft und Geschäftsführerin der Alanus Hochschule gGmbH.

Die Reihe „Mikroimpulse“ ist eine Kooperationsveranstaltung von „LiGa – Lernen im Ganztag“ und der Serviceagentur Ganztag Sachsen-Anhalt.

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