Die Wirksamkeit des Lächelns

28.06.2021 - Ist eine Haltung des wertschätzenden Humors eine Frage der Begabung oder kann sie auch gelernt werden? Felix Gaudo – Moderator, Speaker, Trainer und (Klinik-)Clown – gab im mittlerweile 7. Mikro-Impuls am 15. Juni 2021 eine eindeutige Antwort auf diese Frage.

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Für jedes Problem im Leben gibt es meist unterschiedliche Lösungswege – sie können lustig, überraschend oder verwirrend sein. Eine Kompetenz hilft aber fast immer: Humor. Die Wichtigkeit dieser Fähigkeit rückt im Alltag und vor allem in Krisenzeiten jedoch oft in den Hintergrund. Dabei ist sie so wichtig – für jede:n persönlich und auch für das Gegenüber. Wie wichtig Lachen für die körperliche und seelische Gesundheit ist, zeigt sogar ein eigener Forschungszweig – die Humorforschung – auf.

Nicht selten verstehen es Kinder, uns Erwachsene mit ihrer natürlichen Fröhlichkeit anzustecken und verhelfen uns so auf ganz natürliche Art und Weise zu mehr Gelassenheit im Alltag. Kinder lachen statistisch gesehen circa 400-mal am Tag. Erwachsene hingegen 20-mal. Auch ist die Begeisterungsfähigkeit von Kindern um ein Vielfaches höher und Erwachsene täten gut daran, diese kindlichere Begeisterungsfähigkeit bestmöglich zu erhalten und zu fördern – so Gaudo.

DIE KUNST LERNFREUDE & FEHLERKULTUR ZU FÖRDERN

Übertragen auf den schulischen Kontext verhält es sich mit Blick auf die Lernfreude ähnlich divergent. Es ist eine der großen Herausforderungen in der Pädagogik die angeborene Lernfreude über alle Altersstufen hinweg zu erhalten. Dafür sei eine konstruktive Fehlerkultur anstelle einer Fehlervermeidung nötig, sagt Gaudo. Denn Fehler seien dazu da aus ihnen zu lernen. So belegen viele Studien der Psychologie und auch der Neurowissenschaften, dass die sogenannte psychologische Sicherheit – also das absolute Vertrauen, sich mit all seinen Fehlern so zeigen zu dürfen, wie man ist – die Grundlage für Motivation, Lernfreude und Potentialentfaltung ist.

Um eine gute Fehlerkultur zu fördern, brauche es eine Haltung des wertschätzenden Humors. Denn diese schaffe Vertrauen und Verbindung. Ob im Umgang mit Kolleg:innen und Schüler:innen oder der eigenen Arbeitsbelastung: Humor sei die Grundlage für Lernfreude, Begeisterung und Gelassenheit, stellt Gaudo fest. Humorvolle Pädagog:innen genießen weithin große Akzeptanz und erreichen so auch scheinbar unerreichbare “Schüler:innenherzen”.

HUMORVOLLE FEHLERKULTUR IST TRAINIERBAR

Aber nicht allein die Akzeptanz wird befördert. So zeigt die Humorforschung, dass Humor die soziale Kompetenz ist, die auch die persönliche Resilienz stärkt und erhöht. Und das Beste daran: Sie ist für alle trainierbar! Folgende Tipps, Tricks bzw. Übungen für den Alltag gab Gaudo den Teilnehmer:innen des Mikro-Impulses mit auf den Weg:

Humordusche – Die heitere Pause
Eine kleine tägliche Auszeit, die uns zum Lachen bringt, den Körper so mit Sauerstoff versorgt und einfach guttut. Sich jeden Tag ein paar Minuten mit etwas Lustigem zu beschäftigen, das genügt schon. Dabei ist es einzig wichtig zu wissen, dass jeder seinen eigenen Humor hat und zunächst für sich herausfinden sollte, was ihn erheitert und einen Ausgleich verschafft. Bsp. Lustige Videos oder Comics ansehen, ein Humortagebuch führen oder eine Zettelsammlung mit lustigen Geschichten und Anekdoten aus dem Alltag anlegen.

Dies geht als “Langzeitaufgabe” aber auch wunderbar im Kollegium. So können lustige (anonyme) Unterrichtsgeschichten oder Begebenheiten bspw. über das Jahr auf kleine Zettel geschrieben und in einem Glas gesammelt werden. Hier wäre abweichend von der täglichen Humordusche auch das große “Wannenbad” zur Weihnachtsfeier oder ähnlichen Veranstaltungen denkbar. Die kleine Dusche erfolgt individuell beim Anlegen des Zettels – das Teilen lustiger Geschichten stärkt am Ende auch das Gemeinschaftsgefühl.

Aller guten Dinge sind 5 – Individuelle Dankbarkeitsübung
Die bewusste Auseinandersetzung mit positiven Erlebnissen bspw. als allabendliches Ritual kurz vor dem Einschlafen. Dazu im Kopf den Tag Revue passieren lassen und folgende Fragen beantworten: Was waren meine fünf Highlights des Tages? Was hat mich erfreut oder glücklich gemacht?

Denn nicht das Wälzen von Problemen führt zu Entspannung und Stressreduzierung. Dies vermag allein die Konzentration auf die heiteren Momente. Und die Zufriedenheit, die sich einstellt, wenn wir über positive Dinge nachdenken, macht uns glücklich und gelassen. Täglich angewendet verbessert dieses Ritual nachhaltig das persönliche Glückslevel. Wer diese Übung beginnt wird schnell feststellen, dass es nicht immer allein die großen Erfolge sind, die es hier zu betrachten gilt.

Komplimente – annehmen und verteilen
Stellen Sie sich zunächst die Frage: Wie wertschätzend schaffe ich es mit mir selbst umzugehen? Wenn Sie ein Kompliment oder Lob erhalten, nehmen Sie es dankbar und mit einem Lächeln an oder versuchen Sie es klein zu machen oder gar abzuwehren? Und: Wann, wie oft und wofür verteilen Sie Komplimente?

Fest steht, ein Kompliment ist ein schöner Türöffner für Gespräche nicht nur im Privaten, sondern auch in Eltern- und Teamgesprächen. Eine wohlwollende freundliche Äußerung stärkt einen selbst und das Gegenüber. Diese kleinen Momente haben oft eine viel größere Wirkung als wir zunächst denken. Und da in unseren Breitengraden die Komplimentekultur wenig ausgeprägt sei, so Gaudo, brauche es mitunter erst ein wenig Übung, um a) Komplimente anzunehmen und b) Komplimente zu verteilen. Aber Übung macht bekanntlich den Meister. Versuchen Sie es und bauen bewusst Komplimente in Ihren Alltag ein. Es gibt viele Dinge, die wir an anderen Personen schätzen. Nur äußern tun wir diese mitunter zu selten.

Fazit – Humor als Mittel zur Stressprävention und Kommunikation

Die Grundgewürze, die es braucht, um Humor im individuellen Alltag zu bestärken, fasst Gaudo final noch einmal wie folgt zusammen:

SALZ und PFEFFER – Humor als HALTUNG verstehen, die sich angeeignet werden kann! Im Sinne des “lebenslangen Lernens” sei es nie zu spät, daran zu arbeiten.

SCHOKOLADE bzw. das Sahnehäubchen – Einfach einmal mehr LÄCHELN!  Denn dieses so einfache und doch oft vergessene “Bonbon” in den Alltag zu integrieren, hat sowohl positive Auswirkungen auf uns als auch auf unser Gegenüber.

Mögen sich die genannten Beispiele für den ein oder anderen zunächst klein anhören, so zahlen sie doch alle auf ein großes Ziel ein: Schule gemeinsam als Wohlfühl-, als Lern- und Lebensort zu gestalten.

Mehr zum Referenten Felix Gaudo unter: www.felixgaudo.de

Die Reihe „Mikro-Impulse“ ist eine Kooperationsveranstaltung der Serviceagentur Ganztag Sachsen-Anhalt und „LiGa – Lernen im Ganztag“ Sachsen-Anhalt.
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