Bekannt ist Classroom Management auch unter dem Begriff „Klassenführung“. Das hat allerdings nichts mit dem traditionellen Verständnis von Disziplin und Ordnung gemein. Sowohl die Ziele als auch die Techniken sind grundlegend unterschiedlich.
Anwendung findet Classroom Management auch in Konzepten zur Unterrichtsqualität oder im Feld des Lerncoachings. Es bildet dabei kein eigenständiges Allheilmittel, sondern ist immer als Teil eines größeren Konzepts zu verstehen. So bietet ein gutes Classroom Management der Lehrkraft im Lerncoaching die Möglichkeit, einzelne Schülerinnen und Schüler zu coachen, während die anderen Schülerinnen und Schüler mit der Bearbeitung ihrer Aufgaben beschäftigt sind. (weiterführende Informationen zum Thema Lerncoaching finden Sie in unserer aktuellen Ausgabe der Leit-IDEEN).
Erstes Ziel einer Schulstunde: Aktivierung
An der Alexander-von-Humboldt-Schule im hessischen Lauterbach beginnt jede Unterrichtsstunde mit einer Startaufgabe. „Die Startaufgabe beschäftigt die Lernenden für die ersten fünf bis zehn Minuten. So kann die Lehrkraft sich organisieren und im Unterricht ankommen. Die Lernenden sind dann schon gut aktiviert und im Lernmodus“, sagt Gitta Holloch, die Schulleiterin des Gymnasiums. Die Aktivierung der Lernenden ist zentrales Element guten Classroom Managements. Interessante, herausfordernde Aufgaben fördern die Begeisterung der Schülerinnen und Schüler und motivieren sie zum Arbeiten.
Um eine Klasse erfolgreich zu managen, benötigt die Lehrkraft vielfältige Kompetenzen. Sie ist die Führungskraft der Klasse. Dafür muss sie dauerhaft präsent sein und die gesamte Klasse – auch während Einzelgesprächen oder -coachings – im Blick haben. Um Störungen zu vermeiden, hat der Unterricht einen deutlich erkennbaren roten Faden. Es sollte nicht zu thematischen Brüchen kommen und der Ablauf der Stunde sollte für die Lernenden nachvollziehbar sein. Falls dennoch Störungen auftreten, werden sie schnell, verbindlich und nachvollziehbar gelöst. So werden die anderen Schülerinnen und Schüler nicht in ihrer Arbeit gestört und der geplante Ablauf des Unterrichts wird nicht unterbrochen.
Classroom Management braucht professionelle Anleitung
Erlernt werden können die Kompetenzen, die für ein gutes Classroom Management erforderlich sind, am besten mit professioneller Unterstützung. An der Alexander-von-Humboldt-Schule erfolgt das Training der Lehrkräfte auch im laufenden Unterricht. „Wir engagieren Fortbildner, die auch im Unterricht hospitieren und den Lehrkräften direkte Rückmeldung geben können“, berichtet Gitta Holloch. Ein weiterer Baustein an der Schule ist die Rückmeldung der Kolleginnen und Kollegen: „Wir bieten unseren Lehrkräften die Möglichkeit der kollegialen Hospitation. Die Kolleginnen und Kollegen suchen sich dafür eine Person, mit der sie vertrauensvoll zusammenarbeiten können und geben sich gegenseitig Feedback – auch zum Classroom Management“.
Klare Regeln fördern den Lernerfolg
Die Rahmenbedingungen sind eine wichtige Voraussetzung für eine aktive Mitarbeit der Schülerinnen und Schüler. Dazu zählt beispielsweise der Raum. Er sollte klar strukturiert und vorbereitet sein. Die benötigten Arbeitsmaterialien müssen beschriftet und an Orten verstaut, die den Lernenden bekannt sind. Mögliche verschiedene Funktionsbereiche im Raum müssen sinnvoll angeordnet sein, um sinnvoll genutzt werden zu können. Ablenkende Gegenstände wie beispielsweise Garderoben können auch in anderen Räumen untergebracht werden.
Zum Umgang miteinander sollte die Lehrkraft gemeinsam mit den Lernenden verbindliche Regeln aufstellen. Diese Regeln werden für alle sichtbar im Raum ausgehängt und klar und verständlich formuliert. Werden sie nicht eingehalten, gibt es nachvollziehbare und von allen Beteiligten umzusetzende Konsequenzen.
Wirkung des Classroom Managements
Gitta Holloch weiß als Schulleiterin sehr genau, was das Classroom Management bewirkt: „Ob das Classroom Management funktioniert, bekommen auch wir als Schulleitung mit. Über die Schülerinnen und Schüler, ihr Wahlverhalten im Kurssystem und über die Eltern erhalten wir direkte Informationen über die Qualität des Unterrichts. Und wir hören es auf den Fluren. In den letzten fünf Jahren ist es bei uns auf den Fluren sehr viel ruhiger geworden“.
Doch gutes Classroom Management allein macht noch keinen guten Unterricht. Es bildet die Grundlage für weitere Komponenten, die zusammen lernförderliche Bedingungen schaffen. Dazu gehören ein unterstützendes Verhältnis von der Lehrkraft zu den Lernenden und die kognitive Aktivierung der Schülerinnen und Schüler. Ein Effekt guten Classroom Managements darf jedoch nicht vernachlässigt werden: Eine ruhige, aktive Schulklasse senkt das Stresslevel und trägt zur Gesundheit der Lehrerinnen und Lehrer bei.