Beratung qualitativ gestalten

17.10.2023 - Wie sollten Beratungsgespräche zur Schulentwicklung ausgestaltet sein und welches Ziel sollten sie verfolgen? Prof. Dr. Raphaela Porsch, Prof. Dr. Falk Radisch und Dr. Nicole Zaruba boten dazu beim LiGa-Fachtag im September 2023 Reflexion und Austausch.

© DKJS/A. Weiland

Die Schulaufsicht kann in ihrer beratenden Rolle wesentlich zur Weiterentwicklung von Schulen beitragen. Doch wie wird die Beratung von Schulleitungen als neues Handlungsfeld der Schulaufsicht in der Praxis verstanden und umgesetzt? Die Referent:innen Prof. Dr. Raphaela Porsch und Dr. Nicole Zaruba von der Universität Magdeburg sowie Prof. Dr. Falk Radisch von der Universität Rostock stellten den Teilnehmenden ihres Workshop beim LiGa-Fachtag dazu einige Ergebnisse aus ihrer qualitativen Studie „Beratende Schulaufsicht“ (BeSa) vor, die im Rahmen von „LiGa – Lernen im Ganztag“ im Jahr 2022 realisiert wurde.

Insgesamt zeige die Studie, dass das Beratungsverständnis von Schulaufsichten sehr heterogen und erfahrungsgebunden ist, so die Referent:innen. Mit Blick auf die Frage, was es braucht, damit Beratungsgespräche qualitätsvoll gestaltet werden können, verwiesen sie auf drei Handlungsempfehlungen aus der BeSa-Studie, die dafür eine wichtige Rolle spielen:

 

Spannungsfeld zwischen Beratung und Kontrolle

Die zwei Aufgaben – Beratung und Kontrolle – stellen ein Spannungsfeld für Mitarbeiter:innen der Schulaufsicht dar. Dieses Spannungsfeld sollte in der Berufspraxis kontinuierlich reflektiert werden und es sollte geklärt werden, wie die Akteur:innen damit umgehen.

 

Kriterien für den Erfolg von Beratung

Beratende Tätigkeiten, wie Schulaufsicht sie ausübt, benötigen Bewertungsmaßstäbe für die Qualität der Beratungsstrukturen, -prozesse und -ergebnisse. Sie können sowohl Schulaufsichten als auch Schulleitungen eine klare Orientierung für erfolgreiche Beratungsprozesse geben.

 

Beziehungsarbeit

Eine zentrale Grundlage für Beratung ist eine wertschätzende und vertrauensvolle Beziehung. Im Rahmen von Netzwerken aus Schulleitungen und Schulaufsicht sollte ein regelmäßiger Austausch gefördert und es sollten Gelegenheiten für Beziehungsarbeit geboten werden.

(Die vollständigen Handlungsempfehlungen aus der BeSa-Studie können Sie hier abrufen.)

 

Reflexion als Voraussetzung für Veränderung

Auf dieser Grundlage sollten die Teilnehmenden über ihre eigenen beruflichen Erlebnisse und Erfahrungen reflektieren und darüber in den Austausch gehen.

Aus Sicht der Referent:innen ist es für eine erfolgreiche Beratung hilfreich, wenn Schulaufsicht (SA) und Schulleitung (SL) ein gemeinsames Bild davon haben, wie eine Beratung zur Schulentwicklung ablaufen soll und wie nicht. Mithilfe von Reflexionsbögen gaben sie den Teilnehmenden hilfreiche Fragen an die Hand, um die Erwartungen beider Rollen zu sammeln und zu reflektieren:

 

1. Schritt

Wie gerne berate ich Schulleitungen bzw. Schulleitungsteams? (SA)

Wie gerne werde ich durch Schulaufsicht beraten? (SL)

Was gehört für mich zu einem guten Beratungsverlauf im Rahmen von Schulentwicklung? (SA/SL)

Was ist für mich ein gutes Beratungsergebnis im Rahmen von Schulentwicklung? (SA/SL)

 

2. Schritt

Welche Fragen stelle ich mir, wenn ich darüber nachdenke, wie ich gut berate? (SA)

Welche Fragen stelle ich mir, wenn ich darüber nachdenke, wie ich beraten werden möchte? (SL)

 

Den Reflexionsbogen für die Schulaufsicht können Sie hier herunterladen (PDF).

Den Reflexionsbogen für die Schulleitung können Sie hier herunterladen (PDF).

 

Die anschließende Diskussion machte deutlich, dass es die unterschiedlichsten Beratungsanlässe und Beratungssettings gibt, für die kein theoretischer Idealfall konstruiert werden kann, der immer passt. Die Teilnehmenden waren sich aber darüber einig, dass es für einen guten Beratungsverlauf u. a. auf ein Agieren auf Augenhöhe, auf Transparenz und auf die Fokussierung auf das Anliegen ankommt und dass ein gutes Beratungsergebnis konkrete Verabredungen und klare Zielformulierungen braucht.

 

Fazit

Am Ende gaben die Referent:innen den Teilnehmenden folgende Take-Home Messages mit auf den Weg:

  • „Beratung braucht Klarheit über das Ziel und Qualitätsstandards – sonst sind am Ende beide Seiten enttäuscht. Klären Sie gemeinsam und jede:r für sich, was Ihnen wichtig ist und was Sie brauchen oder bieten können.
  • Rollen – also was macht die Schulaufsicht, was macht die Schulleitung – brauchen eine Klärung. Die Erwartungen können sich unterscheiden. Klären Sie diese am besten vor dem (ersten) Beratungsgespräch.
  • Schulentwicklungsprojekte sind komplexe und anspruchsvolle Vorhaben, die die Unterstützung verschiedener Personen benötigen. Eine Zusammenarbeit von Schulleitung und Schulaufsicht ist ein Gelingensfaktor.“

 

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