Mandy Rauchfuß ist Schulleiterin an der Sekundarschule Heinrich Heine in Halle-Neustadt. Die Schule bearbeitet im Rahmen des Programms „LiGa – Lernen im Ganztag“ in Sachsen-Anhalt ein besonders praxisbezogenes Entwicklungsvorhaben. Worum genau es dabei geht und wie LiGa die Schule bei der Umsetzung ihres Vorhabens unterstützt, erklärt sie im Interview.
Warum nimmt Ihre Schule am Programm „LiGa – Lernen im Ganztag“ teil?
Ich war bereits in der Planungsphase des Programms dabei. Ich habe also live mitbekommen, wie das Landesschulamt, einige Praktiker und das Bildungsministerium sich Gedanken gemacht haben, wie man Schulen auf den verschiedensten Ebenen miteinander vernetzen, sie bei Entwicklungsvorhaben unter-stützen und alle Beteiligten mit ins Boot holen kann. Besonders die Beteiligung der Schulaufsicht hat unsere Schule dazu bewogen, an dem Programm teilzunehmen. Ein Aspekt, den es vorher so noch nicht gab. Die Offenheit und Kreativität der Schulaufsicht schon im Planungsprozess fand ich einfach toll.
Welches Entwicklungsvorhaben bearbeiten Sie im Rahmen des Programms „LiGa – Lernen im Ganztag“ an Ihrer Schule?
Wir wollen an unserer Schule lebensnahen und projektorientierten Unterricht machen. Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre individuellen Stärken entdecken, anwenden und entwickeln. Deswegen haben wir ein 1.800 qm großes Stück Land im Wohngebiet neben unserer Schule gepachtet und errichten dort mit unserem Kooperationspartner, der GWG Halle-Neustadt mbH, einen schuleigenen Garten. Den Anwohnenden haben unsere Schülerinnen und Schüler das Projekt in einer Informationsveranstaltung vorgestellt. Eine Gruppe von unseren Lehrkräften hat das komplette Lehrwerk daraufhin untersucht, wo es in unserem „Garten der Kulturen“ Anwendungsbereiche für die verschiedenen Fächer gibt. Inzwischen finden Fächer wie Ethik, Biologie und Geographie dort praktische Anwendung. Wir haben zudem Kooperationsbeziehungen zur geographischen und soziologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg aufgenommen, um die Kinder und Jugendlichen in kleinen Projekten an wissenschaftliche Themen und Methoden heranzuführen. Eine Stiftung hat unsere Schülerinnen und Schüler zudem bei Exkursionen zu urbanen Gärten in Berlin und anderen Städten unterstützt.
Was ist das Besondere an diesem Entwicklungsvorhaben?
Wir haben mit diesem Entwicklungsvorhaben die öffentliche Wahrnehmung unserer Schule enorm ge-steigert. Das hilft uns dabei, unsere Botschaft zu transportieren, dass Schule keine reine Bildungsanstalt sein soll, sondern ein Ort, der sich an der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen orientiert und darauf eingeht. Wer ausrechnen muss, wie viele Pfähle benötigt werden, um einen Zaun für unseren Garten zu errichten, erfährt, wofür man den Matheunterricht braucht. Zudem legen wir großen Wert darauf, dass unsere Schule eine Quartiersschule ist. Der „Garten der Kulturen“ soll nicht nur unseren Schülerinnen und Schülern zugutekommen, sondern das ganze Umfeld miteinbeziehen. So arbeiten wir beispielsweise mit zahlreichen Betrieben aus der Umgebung zusammen, beliefern vielleicht bald nahegelegene Senioreneinrichtungen mit Kartoffeln und Blumen aus unserem Garten und erhöhen die Sichtbarkeit unserer Kooperationspartner. Und natürlich bilden wir auch unsere Lehrkräfte dadurch weiter. Das schafft eine große Loyalität unserer Schule gegenüber. Wir begreifen uns als Zentrum von Bildung, Erziehung und Freizeit. Dies wird an unserem Entwicklungsvorhaben deutlich.
Wie unterstützt das Programm „LiGa – Lernen im Ganztag“ die Umsetzung dieses Entwicklungsvorhabens?
Neben den Netzwerktreffen haben wir im Programm die Möglichkeit, Zwischenberichte abzugeben und uns als Schule einfach mal darzustellen. Das ist extrem hilfreich und regt zur Selbstreflexion an. Wo stehen wir? Was haben wir schon erreicht? Wo muss noch nachgebessert werden? Zu diesen Fragestellungen inspiriert und ermutigt uns das Programm. Die Beratung und Unterstützung durch die Netzwerkkolleginnen und -kollegen sowie durch die Schulaufsicht schätzen wir sehr.
Welchen Anregungen oder Unterstützung erhalten Sie durch die Arbeit in den schulischen Netz-werken, die Sie sonst nicht bekommen würden?
Die Netzwerktreffen geben uns Zeit und Raum, uns gegenseitig zuzuhören und auf neue Ideen zu kommen. Es ist eine Form der echten Zusammenarbeit. Die beteiligten Schulen lernen voneinander und wir erhalten Inputs durch Spezialistinnen und Spezialisten. Das ermöglicht einen Blick über den Tellerrand. Wenn die Schulaufsicht mitbekommt, was wir machen, gibt uns das zudem rechtliche Sicherheit. Die Treffen schaffen ein großes Vertrauen und geben uns als Schule Bestätigung. Wir sehen: Es ist gut, was wir machen und wir sind nicht alleine. Wenn man die Menschen, die an einem Strang ziehen, persönlich kennt, bekommt das alles noch mal eine ganz andere Qualität. Es menschelt so angenehm.
Eckdaten zur Sekundarschule Heinrich Heine
Schulform: Sekundarschule (Klassen 5 – 10)
Ganztagsschulform: offene Ganztagsschule
Homepage: www.sksheine.de
Kontakt: kontakt[at]sks-heine2-halle.bildung-lsa.de