Agile Methoden und Schulentwicklung

31.05.2021 - Wie können agile Methoden wie Scrum, Kanban und Design Thinking in der Schulentwicklung oder im Unterricht sinnvoll eingesetzt werden? Einen Überblick haben dazu Lehrerin und Bloggerin Uta Eichborn und Oberstudienrätin Petra Walenciak im Rahmen des LiGa-Länderforums am 4. Mai 2021 gegeben.

© DKJS/Anna Kolata

Agilität ist das Schlagwort, wenn es um den digitalen Wandel geht. Agil bedeutet aktiv, flexibel und anpassungsfähig zu sein. Diese Fähigkeiten sind auch notwendig, um das Lehren und Lernen an Schulen weiterzuentwickeln und den Herausforderungen in einer immer unsicheren, schnelllebigeren und komplexeren Welt zu begegnen.

Bereits vor 20 Jahren haben Schulen mit den so genannten Notebookklassen begonnen, das individuelle und selbstgesteuerte Lernen der Schüler:innen zu erproben und zu fördern, wie die Referentinnen Uta Eichborn und Petra Walenciak aus ihrer Berufspraxis berichten. Jetzt im digitalen Zeitalter brauche es aber agile Arbeitsmethoden wie Scrum, Kanban oder Design Thinking, um Schule und Lernen systematisch und nachhaltig verändern zu können.

Agile Methoden kommen ursprünglich aus der IT- und Softwarebranche und werden mittlerweile in vielen anderen Bereichen eingesetzt.

Agile Methoden im Unterricht

Im Unterricht können agile Methoden dazu beitragen, Zukunftskompetenzen zu fördern. Sowohl Lehrkräfte als auch Schüler:innen werden dabei unterstützt, Verantwortung für das Lernen, das Entscheiden und das Handeln zu übernehmen und damit die persönliche Entwicklung in den Mittelpunkt zu stellen. Wer mit agilen Methoden arbeiten möchte, sollte sich bewusst sein, dass Flexibilität gefordert ist. Denn die Haltung und Einstellung zum Unterricht werde sich bei allen Beteiligten ändern, betonen die Referentinnen.

Scrum

Mit Scrum werden die Denk- und Arbeitsweisen des agilen Projektmanagements im Unterricht genutzt. Mithilfe des sogenannten Scrumboards planen Schüler:innen ihren eigenen Lernprozess, um die gesetzten Lernziele und Lerneinheiten eigenverantwortlich in Kleingruppen zu erarbeiten.

Ein Scrum-Prozess wird in sogenannte Sprints eingeteilt, die maximal vier Wochen dauern können. Jeder Sprint besteht aus dem Arbeitszyklus „Planning“, „Stand-Up“, „Review“ und „Retrospective“. Das agile Arbeiten basiert auf Vertrauen und baut auf folgenden drei Säulen auf:

  • Transparenz
  • Überprüfung/Inspektion
  • Anpassung/Adaption

Kanban

Kanban ist eine Methode zur Selbstorganisation. Das Kanban Board ist für Lehrkräfte und Schüler:innen geeignet, um Aufgaben und Projekte zu organisieren und zu priorisieren. Es ist mehr als eine herkömmliche To-Do-Liste, denn durch die Aufteilung in drei Spalten wird auch der Prozess abgebildet:

  • Aufgaben, die noch erledigt werden müssen
  • Aufgaben, die gerade bearbeitet werden
  • Aufgaben, die erledigt sind

Dabei steht die Transparenz an erster Stelle. Verantwortlichkeiten, Arbeitsschritte, Terminierung und Bearbeitungsstand sind für alle sichtbar. Gerade im Projektunterricht ist das sehr wertvoll, da Gruppen- und Einzelleistungen deutlich werden.

Agile Schulentwicklung

Auch Schulentwicklungsprozesse können agil umgesetzt werden. Das gelingt aber nur, wenn die Organisationskultur an der Schule das zulässt und sich die Zeit für Veränderungsprozesse genommen wird. Manche Teilnehmende berichten, dass sie schon mit agilen Methoden an Schulentwicklungsthemen arbeiten.

Design Thinking

Design Thinking kann Schulentwicklung gestalten. Es ist eine wirksame Methode, um neue Ideen und Lösungen für komplexe und individuelle Probleme zu finden. Das kann beispielweise die Integration von Schüler:innen im interkulturellen Kontext, der geplante Schulneubau oder die Entwicklung eines Leitbildes sein, mit dem sich die gesamte Schulgemeinschaft identifizieren kann. Dabei stehen immer die Menschen im Fokus, um praxisnahe und bedürfnisorientierte Lösungen sicherzustellen.

Hauptregel des Design Thinking: Jeder Gedanke ist erlaubt! In verschiedensten Kreativitäts- und Brainstorming-Techniken werden Ideen und Lösungen visualisiert, um die Gedanken sichtbar und greifbar zu machen. Der Entwicklungsprozess ist geprägt von:

  • dem Zusammenspiel unterschiedlicher Sicht- und Denkweisen in einem multidisziplinären Team
  • einer offenen Feedback-Kultur
  • der Kombination von einzelnen Ideen und Ansätzen, die gänzlich neue Lösungswege ermöglichen

Agiles Arbeiten in der Schulaufsicht

Agilität ist auch in der Schulaufsicht kein Fremdwort. So werden mancherorts von der unteren und/oder oberen Schulaufsicht agile Methoden genutzt, um beispielsweise gemeinsam an Handreichungen zu arbeiten. Dieses Vorgehen wurde überwiegend als angenehm und gewinnbringend wahrgenommen, wie teilnehmende Schulaufsichten berichten. Die Struktur der öffentlichen Verwaltung ist aber auf agile Arbeitsweisen noch nicht hinreichend ausgerichtet. So heißt es derzeit ausprobieren und ausloten, was auf dem Weg zu einer agilen Verwaltung möglich ist.

<< zurück zur Übersicht