Abschluss von LiGa Berlin

12.09.2019 - Bei der Abschlussveranstaltung schauen Teilnehmende und Gäste auf drei erfolgreiche Schuljahre zurück.

© DKJS

Über den Dächern Berlins. Am 22. August feierte LiGa Berlin seine Abschlussveranstaltung. Berliner Schulleitungen, Lehrkräfte und Akteure der Schulaufsicht waren dazu mit Gästen aus anderen Bundesländern in der fünften Etage des Deutschen Technikmuseums zusammengekommen.

Der Ort konnte nicht passender sein: Die Terrasse des Museums lud die Teilnehmenden förmlich dazu ein, ihren Blick nicht nur über die Stadt schweifen zu lassen, sondern auch über drei erfolgreiche Schuljahre LiGa Berlin. Wie fing alles an? Was haben wir geschafft? Und wie wird es weitergehen?

Schulentwicklung endet nie

Dr. Petra Strähle, Projektmanagerin von der Stiftung Mercator, freute sich in ihrer Rede darüber, wie viel in drei Jahren „LiGa – Lernen im Ganztag“ in Berlin vorangebracht wurde. Sie hofft, dass die Schulen Impulse mitnehmen konnten:

  • mehr Wissen darüber, wie z. B. individualisiertes Lernen in der Schule umgesetzt werden kann,
  • Mut und Konzepte, um Schulentwicklung anzugehen und voranzutreiben und
  • eine engere Partnerschaft oder einen engeren Austausch zwischen den einzelnen Akteuren.

Sie zeigte sich außerdem überzeugt, dass die Schulen die nächsten Schritte schon vor Augen haben. Denn auch wenn LiGa nach drei Jahren nun beendet ist, gibt es nach wie vor viel zu tun: „Schulentwicklung endet nie“, sagte sie.

Veränderungen selbst bestimmen

Ines Rackow, Ganztagsschulreferentin von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie Berlin, hatte damals das einzigartige Konzept von überzeugt. Denn nicht das Programm sollte die Veränderungen vorschreiben, sondern „Schulen und Schulaufsichten können ihre Entwicklungsziele selbst festlegen. Sie lassen also Veränderungen zu, die sie selbst bestimmen“, fasste Ines Rackow die Prinzipien von LiGa in ihrer Rede noch mal zusammen.

Ganztag zwischen Sozialpädagogisierung und Verschulung

Nach den Grußworten zur Eröffnung der Veranstaltung stellten Prof. Dr. Gunther Graßhoff von der Stiftung Universität Hildesheim und Prof. Dr. Till-Sebastian Idel von der Universität Bremen erste Ergebnisse des Projektes „JenUs: Jenseits des Unterrichts“ vor. Drei Jahre hatten die Wissenschaftler die Praxis an Ganztagsschulen untersucht: Was machen Schulen aus dem Ganztag? Wie werden außerunterrichtliche Angebote gestaltet? Und wie kooperieren dabei Schule und Jugendhilfeträger?

Sie beobachteten Folgendes: Es findet im Ganztag nicht entweder eine Verschulung oder eine Sozialpädagogisierung statt – sondern eine Überlagerung der beiden Prozesse.

Viele außerschulische Angebote sind durch eine lose organisatorische Kopplung und geringe schulische Vorstrukturierung gekennzeichnet. So haben die Kinder und Jugendlichen in einem „Modus des Ausprobierens“ – wie die Wissenschaftler sagen – die Möglichkeit, unverbindlich mit neuen Themen oder Hobbies in Berührung zu kommen.

Lernen 2.0 – Mathe auf YouTube

Im zweiten Teil der Abschlussveranstaltung konnten sich die Teilnehmenden in drei parallelen Workshops austauschen – und neue Impulse mitnehmen.

Kai Schmidt, Schulleiter der Oberschule Uelsen, erstaunte die Anwesenden mit seinen YouTube-Videos. Als „Lehrer Schmidt“ produziert er seit einigen Jahren kurze Filme, in denen er mathematische Aufgaben erklärt. Und das mit Erfolg: An einem durchschnittlichen Tag lernen 70.000 Schülerinnen und Schüler mit seinen Lernvideos, in der Zeit vor Abschlussprüfungen sogar 180.000. Er erklärte den Teilnehmenden welche Chance Lernvideos für den Unterricht darstellen, benannte aber auch die Risiken: Beispielsweise, dass es bei YouTube keine verlässliche Qualitätskontrolle gebe.

Außerdem warf Kai Schmidt die Frage auf: Sollte die Institution Schule das Feld der Lernvideos wirklich anderen überlassen? Wie er darlegte, nehmen MOOCs (deutsch: offener Massen-Online-Kurs) in anderen Ländern schon einen viel höheren Stellenwert ein als in Deutschland. Hier hat die Schule noch die Chance, dieses neue Medium mitzugestalten. Als Ziel sieht er deshalb, ein „YouTube“ für Bildungsinhalte zu schaffen – ohne Werbung und mit Qualitätsgarantie.

Mikrofortbildungen – Weiterbildung in Häppchen

Jan Vedder, Lehrer an der Oberschule Berenbostel, stellte in seinem Workshop das Weiterbildungskonzept seiner Schule vor. Seit einem Jahr finden dort alle drei bis vier Wochen kurze Fortbildungen zum Thema Digitalisierung statt. Mit den sogenannten Fortbildungssnacks bzw. Mikrofortbildungen werden die Lehrkräfte selbst zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Die Fortbildungen werden von Kolleginnen und Kollegen gehalten und folgen dem festen Schema „1-45-5“, d. h. sie widmen sich 1 Thema, dauern 45 Minuten und finden ab 5 Teilnehmenden statt.

Im Gespräch mit den Teilnehmenden klärte Jan Vedder praktische Fragen und gab seine Erfahrungen weiter. So organisiert er die Mikrofortbildungen an seiner Schule noch immer über einen klassischen Aushang – obwohl in den Weiterbildungen das Thema Digitalisierung behandelt wird und es auch digitale Möglichkeiten zur Organisation gäbe. Wichtig ist es aber, wie er betont, auf die Bedürfnisse des Kollegiums einzugehen.

In einem weiteren Workshop stellten Carsten Haack und Marlies Sick das Sprachlern-Förderkonzept der Theodor-Storm-Gemeinschaftsschule Kiel vor. Ausführliche Informationen hierzu finden Sie in der neuen LiGa-Broschüre „Individuell lernen – Ganztag gestalten“ (PDF).

Zum Abschluss – der Blick in die Zukunft

Zum Abschluss der Veranstaltung stärkten sich die Teilnehmenden an einem orientalischen Buffet und hatten so noch mal die Möglichkeit, in lockerer Runde ins Gespräch zu kommen und sich die Ausstellung „LiGa on Tour“ anzuschauen

„LiGa war einfach gut, weil es einen immer wieder daran erinnert hat, nach dem Ist-Zustand zu gucken, und sich zu überlegen, wo man eigentlich hinwill“, waren sich Sabine Simunovic und Martina Schult von der Sekundarschule Wilmersdorf einig. Gemeinsam ließen sie auf der Terrasse des Museums noch mal ihren Blick schweifen und freuten sich: „Wir können uns wirklich alle auf die Schulter klopfen.“ Das nächste Projekt – die Umgestaltung der Schule – haben sie schon fest vor Augen. Denn Schulentwicklung endet nie.

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