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9. Fachkräfteakademie: Schule taktvoll führen
18.11.2022 - Am 18. und 19. Oktober 2022 fand zum neunten Mal die Führungskräfteakademie in Sachsen-Anhalt statt – eine Koopera-tionsveranstaltung von LiGa Sachsen-Anhalt und dem Landesschulamt. Zu den etwas über 100 Teilnehmenden zählten Schulleitungen und schulfachliche sowie schulpsychologische Referent:innen des Landes.
Qualifizierung, Vernetzung und Austausch: All das bot die Führungskräfteakademie in Halberstadt – ein Treffpunkt für Schulleitungen und Expert:innen aus dem Bereich Schule. Unter dem Motto „Schule taktvoll führen“ verstand sich die Veranstaltung als eine Denkfabrik, um Ideen und Innovationen gemeinsam zu diskutieren und Veränderungsprozesse auf den Weg zu bringen. Denn die weltweiten Krisen haben auch vor der Bildungslandschaft nicht Halt gemacht und in den vergangenen Jahren zu vielen neuen Anforderungen, Bedarfen und Veränderungen geführt. Für viele Führungskräfte und (Schul-)Akteur:innen war und ist es eine große Herausforderung, im Takt zu bleiben und den verschiedenen Themen, Persönlichkeiten und Prozessen adäquat zu begegnen. Folglich ging es während der zweitägigen Veranstaltung um die Rolle von Führung und wie diese gestaltet werden sollte.
Der erste Takt – Resonanz
Den Auftakt der Veranstaltung bildete der Impuls des Dirigenten und Speakers Prof. Gerd Müller-Lorenz zum Thema Resonanz. Der Dirigent beschreibt Resonanz als einen großen und wichtigen Teil von Führung, für den es nicht nur den einzelnen „Klangerzeuger“ braucht, sondern auch ein „schwingfähiges System“. Beides steht in Abhängigkeit zueinander und bedingt sich gegenseitig. Zusammenarbeit ist hier das Schlüsselwort, wie Prof. Müller-Lorenz betont. Denn wie würde ein Orchester klingen, wenn die Mitglieder es bevorzugen würden, möglichst lauter oder möglichst schneller als die anderen zu spielen? Laut Impulsgeber können Musiker:innen nur dann gut zusammenspielen, wenn sie einander zuhören und aufeinander reagieren. Die Aufgabe des Dirigenten ist es, die Gruppen miteinander zu vernetzen und Selbstorganisation zu ermöglichen, ohne zu kontrollieren. Denn „Kontrolle ist ein Resonanzkiller”, so Müller-Lorenz.
In den anschließenden Workshops kamen die Teilnehmenden ins Arbeiten und erhielten Raum und Zeit, um gemeinsam zu Ideen, Produkten und Konzepten ins Gespräch zu kommen.
Die Workshops im Überblick:
Agiles Denken und Arbeiten
Was ist ein agiles Mindset? Und wie kann dieses genutzt und gefördert werden? Um Fragen wie diese ging es im Workshop mit Dr. Dieter Böhm. Gemeinsam mit dem Referenten setzten sich die Teilnehmenden mit dem gehirn-internen Belohnungssystem auseinander und erfuhren, was es mit Agilität im Allgemeinen auf sich hat, warum Agiles Lernen ein offenes Mindset voraussetzt und wie Bewegungen das Gehirn anregen können. In gemeinsamen Übungen lernten die Teilnehmenden agiles Denken als tägliche Aufgabe zu wiederholen.
Humor und Kommunikation
Ausgelassen und humorvoll ging es im interaktiven Workshop mit Felix Gaudo zu. Dort erfuhren die Teilnehmenden nicht nur, welche enormen Auswirkungen Humor auf die psychische und körperliche Gesundheit hat, sondern bekamen auch zahlreiche Praxistipps, wie sie in kritischen Situationen humorvoll agieren können. Wie eine Teilnehmerin nach dem Workshop betonte: „Humorvoll zu sein bedeutet nicht, unseriös zu sein. Auch als Schulleitung darf man sich trauen zu lachen und das Kollegium mitzunehmen. Man darf authentisch sein.“
Organisationsentwicklung und Change Management
Zu große Ziele und zu viele parallele Prozesse können Veränderungsvorhaben an Schule blockieren. Wie es auch anders gehen kann, vermittelte Dominik Frisch den Teilnehmenden in seinem Workshop. In einer spielerischen Aufgabe widmete er sich den zentralen Aspekten von Organisationsentwicklung. Dabei wurden vor allem produktive Haltungen in Veränderungsprozessen beleuchtet.
Persönliche Haltung und Führung
Um schwierige Zeiten und Herausforderungen gesund und erfolgreich meistern zu können, braucht es Akzeptanz, Optimismus, Verantwortungsübernahme aber auch Unterstützung und Flexibilität. Wie sich diese Fähigkeiten und Kompetenzen entwickeln lassen und Führungskräfte souveräner und gelassener agieren können, thematisierte Kerstin Reitzig in ihrem Workshop. Ganz individuell richteten die Teilnehmenden den Blick auf sich als Mensch und als Führungskraft, basierend auf dem 7-Säulen-der-Resilienz-Modell, das laut Referentin als das Immunsystem der Seele zu betrachten sei.
Seiteneinsteiger:innen und Willkommenskultur
Wie können Seiteneinsteiger:innen möglichst gut in das bestehende Schulsystem integriert werden? Welche Chancen und Möglichkeiten bieten sich der Schule durch die neuen Professionen? Und welche Hürden und Herausforderungen gilt es zu bewältigen? Um Fragen wie diese drehte sich der Workshop mit Dr. Angelika Wolters, schulfachliche Referentin des Landesschulamtes, der pro Tag gemeinsam mit einer Lehrkraft aus dem Seiteneinstieg durchgeführt wurde. Wie die Referent:innen betonten, komme Führungskräften eine sehr zentrale Rolle zu, wenn es um die Integration von Seiteneinsteiger:innen geht. Denn sie stellen ein Bindeglied zwischen dem Kollegium und den Seiteneinsteiger:innen dar. Sie haben damit nicht nur maßgeblichen Einfluss auf die Akzeptanz der Seiteneinsteiger:innen innerhalb des Kollegiums, sondern können auch eine schnelle und unkomplizierte Einarbeitung fördern.
Teamführung und -stärkung
Herausforderungen erkennen und aktiv in Bahnen lenken – darum ging es bei dem Workshop mit Katrin Pappritz. Gemeinsam mit ihr gingen die Teilnehmenden unter anderem folgenden Fragen nach: Was ist der Sinn von Teams? Was ist das relevante Umfeld? Welche Funktion hat das Kleinteam, welche das Großteam und welche die Einzelperson? Mit Hilfe von interaktiven Übungen wurden neue Denkprozesse angestoßen. Außerdem bekamen die Teilnehmenden Instrumente und Methoden an die Hand, um das eigene Team im Schulalltag zu motivieren und zu stärken, Ressourcen sichtbar zu machen und ein sinnvolles Informations- und Aufgabenmanagement zu etablieren.
Transparenz und Verbundenheit
Lehrkräfte sind zahlreichen Herausforderungen, Aufgaben und Belastungen ausgesetzt. Wie eine positive und nachhaltige Stärkung erreicht werden kann, erörterten die Teilnehmenden im Workshop mit Magdalena Bayer und Bettina Ballerstein, schulpsychologische Referentinnen des Landesschulamtes. Die beiden Referentinnen stellten das Konzept der Neuen Autorität vor, das auf den Ansatz „Stärke statt Macht“ baut. Das Konzept fördert Deeskalation, persönliche und kollektive Stärken, Zuversicht, Handlungsfähigkeit und Selbstwert. An Fallbeispielen wurden das Konzept mit all seinen Möglichkeiten und konkreten Werkzeugen erfahrbar gemacht. Dabei sollte es die Teilnehmenden inspirieren, um mit neuer Autorität in Führung zu gehen.
Zu den weiteren Programmpunkten der zweitägigen Veranstaltung gehörte auch ein Bildungstalk mit Frank Diesener, Bildungsstaatssekretär den Landes Sachsen-Anhalt, sowie ein Impulsvortrag von Felix Gaudo zum Thema „Humor – Der Schlüssel, um Lernfreude und Fehlerkultur zu fördern“. Abgerundet wurde das Programm durch verschiedene Aktivierungs- und Austauschformate, darunter ein Drumcircle zu Beginn der Veranstaltung, um den eigenen Takt zu finden, optionale Warm-up-Settings wie Yoga, Nordic Walking und ein Achtsamkeitsspaziergang am Morgen, gemeinsame Spazierrouten mit Reflexionsfragen in der Mittagspause sowie eine Improtheater-Vorstellung am Abend.
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