Erste Digitale Denkfabrik

04.12.2020 - Wie können Präsenz- und Distanzlernphasen zu einer didaktischen Einheit werden? Am 20. November 2020 fand dazu die erste Digitale Denkfabrik in Sachsen-Anhalt mit Impulsen und kollegialem Austausch statt.

©DKJS/Sandruschka

Im Rahmen des Programms LiGa Lernen im Ganztag Sachsen-Anhalt waren Schulleitende aller Schulformen des Landes eingeladen. In zwei Arbeitsgruppen gab es Denkanstöße zu den Themenbereichen:

  • Aufgabenqualität | Selbstorganisation, neue Lernarrangements & Strukturen
  • Kommunikation | Koordination, Formate & Beziehungsarbeit

 

Gesellschaftliche Veränderungsprozesse mitdenken

Die Impuls- und Austauschrunde im Denkraum Aufgabenqualität startete mit einem einführenden Input von Ines Bieler, Gymnasiallehrerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt DikoLa (Digital kompetent im Lehramt) am Zentrum für Lehrer*innenbildung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Den Teilnehmenden wurde dabei zunächst ein Überblick darüber geboten, wie sich angesichts gesellschaftlicher Veränderungsprozesse auch die Kompetenzanforderungen und Lebenswelten von Schülerinnen und Schüler verändern und damit neue Formen und Strukturen der Aufgabenstellung in Hybrid- und Distanzunterricht notwendig werden. Im Zuge dessen wurde unter anderem das Konzept der „4Ks“ – kritisches Denken, Kreativität, Kommunikation und Kollaboration – vorgestellt sowie die wachsende Bedeutung eines projektbasierten, themen- und fächerverbindenden Unterrichts und formativer statt summativer Bewertungsmethoden hervorgehoben. Beispiele, wie das Format täglicher oder wöchentlicher Challenges oder das Projekt „Freiday“ zeigten konkrete Umsetzungsmöglichkeiten in der Schulpraxis auf.

 

Neue Kommunikationswege nutzen

Im Denkraum Kommunikation gab Jan Riedel, Schulleiter des Lyonel-Feininger-Gymnasiums Halle (Saale), einen Einstiegs-Impuls anhand eigener Erfahrungen und Praxisbeispielen. Zur Verbesserung der Kommunikationswege nutzt die ganztägig arbeitende Schule beispielsweise ein Online-Schulmanagement-System. So werden nicht nur organisatorische Abläufe vereinfacht, sondern auch neue Kommunikationswege eröffnet. Eine integrierte Chat-Funktion erlaubt es allen Beteiligten (Schülerinnen und Schüler, Lehrkräften, Eltern, Kooperationspartnern) sich allein per Zugangscode einfach und unkompliziert auszutauschen – personenbezogene Daten wie eine E-Mail-Adresse müssen nicht hinterlegt werden. Als Alternative zum Präsenzunterricht und zur inhaltlichen Gestaltung von Vertretungsstunden verwendet die Schule die Lernplattform Moodle als virtuelles Klassenzimmer. Im Umgang mit all diesen digitalen Tools sollte Schule als lernende Organisation den „Nimbus der Unfehlbarkeit“ ablegen und mit einer „Politik der kleinen Schritte“ ins Handeln kommen, so Jan Riedel.

Im anschließenden Fachaustausch innerhalb der Arbeitsgruppe zeigte sich, dass neue Formen der Kommunikation und Aufgabenstruktur vielerorts bereits in der Präsenzphase eingeübt und alle Beteiligten lösungsorientiert in den Prozess eingebunden werden:

  • Lehrkräfte teilen ihr Wissen innerhalb des Kollegiums, z.B. in Mikrofortbildungen.
  • Schülerinnen und Schülern bringen ihr digitales Know-how ein, z.B. bei der Erstellung von Image- oder Erklärvideos.
  • Außerschulische Partner im Ganztag unterbreiten digitale Angebote oder stehen den Schülerinnen und Schülern als verlässliche Lernbegleiter zur Seite.
  • Eltern werden als Teil der Lerngemeinschaft mit in die Verantwortung genommen, z.B. im Rahmen von digitalen Elternabenden oder Lernentwicklungsgesprächen.

 

Handlung entsteht durch Haltung

Die Teilnehmenden gelangten zu dem Schluss, dass gelingende Kommunikation im Grundsatz immer eine Haltungsfrage ist. Diese sollte insbesondere von der Schulleitung mitgetragen werden. „Handlung entsteht aus Haltung“, fasste es Jan Riedel zusammen und verband dies mit einem Appell an die Teilnehmenden: „Entwickeln Sie Haltung!“ Ziel müsse es sein, ins Handeln zu kommen – Dinge auszuprobieren und hierbei an der ein oder anderen Stelle auch einmal heiter zu scheitern und daraus zu lernen. Unabdingbar hierfür sei eine neue Fehlerkultur, die diesen Lernprozess zulässt.

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