Praxiseinblick 3: Digital-vernetztes Lernen

Moderation: Daniela Küllertz, LiGa Sachsen-Anhalt, und Stefan Schönwetter, Bildung.Digital

Digitale Technologien sind aus unserer Lebens- und Arbeitswelt und aus dem Alltag von Schülerinnen und Schülern nicht mehr wegzudenken. Gleichzeitig eröffnen digitale Medien neue, spannende Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung. Die Schule am Heidenberger Teich nutzt diese Potenziale bereits: Hier werden Tablets in den Fachunterricht eingebunden und erste Programmierkenntnisse vermittelt. Der Sekundarschule Stemweder Berg gelingt durch den Einsatz von Tablets eine stärkere Individualisierung ihrer Lernzeiten. Als Open-Source Pilotschule konnte die Ganztagsschule Friedrichstadt bereits erfolgreich Open Source-Lernsticks einführen – und entwickelt nun eigene Curricula für diese Technik.

Die Inputs

Kai Milde, Schule am Heidenberger Teich, begleitet als Medienbeauftragter den Tableteinsatz in der Grundschule. Bereits ab Klasse 1 werden Tablets genutzt, z. B. im Sachunterricht oder um erste kleine Programmierschritte zu lernen. Mit einer kostenlosen App der Stiftung Haus der kleinen Naturforscher werden Programmierbefehle in die richtige Reihenfolge gebracht, um „Ronjas Roboter“ (so der Name der App) auf einem vorgegebenen Weg zu navigieren. Diese und viele weitere Lernformen sind Teil eines Medienkonzeptes. Hierzu gehören auch ein Mediencurriculum mit zu erwerbenden Kompetenzen, Vereinbarungen zur Nutzung von Medien im Unterricht, Anforderung an den technischen Support und ein Fortbildungskonzept.

Der didaktische Mehrwert liegt aus der Erfahrung von Kai Milde darin, dass es eine sinnvolle Vernetzung von digitalen Tools mit dem analogen Material gibt und Schülerinnen und Schüler als Medien-Experten und als Multiplikatoren eingesetzt werden: „Lernen durch lehren“ ist das Motto.

Durch die Einbindung von Medien, z. B. Apps, erweitert man die Möglichkeiten im Unterricht. Dabei wird der Klassenraum entzerrt, da das Lernen an unterschiedlichen Orten stattfindet: am Whiteboard, im Team in der Klasse, in der Bibliothek oder in Ruheecken. Aber man benötigt eine zeitgemäße Infrastruktur: W-LAN, Tablets mit einem geeigneten MobileDeviceManagement und einen leistungsfähigen Schulserver (z. B. IServ).

Zur Homepage: www.schuleamheidenbergerteich.de

Stephan Hegemann unterrichtet Informatik, Technik und Kunst an der gebundenen Ganztagssekundarschule Stemweder Berg. Er berichtete über die Tablet-Klassen seiner Schule, die zum Schuljahr 2017/18 zum ersten Mal mit einem kompletten Jahrgang starten. Digitalisierung ist Teil des Leitbildes der Schule. Der Erwerb traditioneller Kulturtechniken wird durch die Stärkung digitaler Kompetenzen kontinuierlich erweitert zu „Lesen – Wissensmanagement“, „Schreiben – Mediale Inhalte erstellen“ und „Rechnen – Umgang mit Algorithmen“. Wie das funktionieren kann, demonstrierte Stephan Hegemann den Teilnehmenden anhand der mitgebrachten Tablets.

Stephan Hegemann sprach auch über die flächendeckende Implementierung von iPad-Klassen. Er ist für eine sensible Verbindung von individueller Förderung mit Digitalisierung, nach dem Motto: „Zuerst Pädagogik dann Apps und Tools“. Die iPads werden als „book-creator“ eingesetzt, um Erklärfilme zu sehen, aber auch für Stopmotion-Experimente, Quizspiele oder zur Projektdokumentation.

Schulbesuche sind gerne möglich. Interessierte können sich melden unter m.niehaus@stb-schule.de und s.hegemann@stb-schule.de

Zur Homepage: stemweder-berg-schule.de

Ines Petermann ist Schulleiterin der Ganztagssekundarschule Friedrichstadt Wittenberg, einer Schule mit sportlichem und kreativem Profil. Im Ganztagsbereich wird den Schülerinnen und Schülern, neben Arbeitsgemeinschaften, Schülerfirmen, eigenverantwortlicher Lernzeit und vielem mehr, auch eine Medienwerkstatt geboten. Die Schule befindet sich im Wandlungsprozess von einer Sekundarschule in eine Gemeinschaftsschule. Seit 2009 arbeitet die Schule projektorientiert und fächerübergreifend. Wenn es um Digitalisierung in der Schule geht, ist es Ines Petermanns Anliegen, das Bestmögliche aus eingeschränkten technischen Möglichkeiten zu machen und Projektarbeit durch digitale Medien zu unterstützen.

Ines Petermann berichtete über die Nutzung von „Lernsticks“, auf dem alle Materialien und Tools gespeichert sind. Der Vorteil ist, dass hierzu kein Internet nötig ist und die Schülerinnen und Schüler sich auf das Wesentliche fokussieren. Zum Teil nutzen die Schülerinnen und Schüler eigene Geräte, aber auch Geräte der Schule. Die systematische Einführung digitaler Medien an der Schule wird durch einen Medienentwicklungsplan gesichert. Diesen haben Ines Petermann und ihr Kollegium gemeinsam mit Schulaufsicht und Schulträger erarbeitet.

Zur Homepage: www.gts-friedrichstadt.bildung-lsa.de

Drei Fragen – gemeinsame Perspektiven

Wie kann die multimediale Lernumgebung gestaltet werden, damit sie einen didaktischen Mehrwert hat?

  • Die Architektur der Schule muss neu gedacht werden.
  • Um digital arbeiten zu können, muss in die Infrastruktur investiert werden.
  • Digitales öffnet viele Räume – im wahrsten Sinne des Wortes.

Wie bestimmt die Digitalisierung die Organisation des Schullebens?

  • Ein Schulserver entlastet den Schulalltag, z. B. werden so digitalisierte Stundenpläne und das Teilen von Materialien möglich. Von überall können die Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte und pädagogischen Fachkräfte auf den Schulserver zugreifen.
  • Die Verzahnung von digitalen und analogen Materialien funktioniert sehr gut.
  • Die Rolle der Lehrkraft verändert sich hin zur Lernbegleitung.

Was sind besondere Herausforderungen in der Digitalisierung der Bildung und wie können sie überwunden werden?

  • Der Schulträger muss eingebunden werden, denn er kann bei der technischen Ausstattung unterstützen.
  • Das Kollegium muss mitgenommen werden, z. B. durch Mikrofortbildung oder Schulentwicklungstage.
  • Alternative Finanzierungen sollten in Betracht gezogen werden. Sponsoring (Firmen spenden iPads) kann helfen, um die Schule auszustatten.
  • Funktionsfähige Technik und Administration gehören zu den Grundlagen für reibungsloses Lernen mit digitalen Medien.
  • Datenschutz und Datensicherheit müssen beachtet und ständig aktualisiert werden.