Mehr Wertschätzung für alle: 7 Tipps und Tricks

10.03.2023 - Die Mikro-Impuls-Reihe startete in diesem Jahr mit dem Thema „Wertschätzung”. Dazu gab die Coachin und Psychologin Janett Triskiel sieben leicht umsetzbare Tipps mit auf den Weg, wie ein wertschätzendes Miteinander auch in Schule gelingen kann.

©DKJS/ Sandruschka

SIEBEN TIPPS FÜR MEHR WERTSCHÄTZUNG

Damit in Schule eine wertschätzende Atmosphäre entstehen kann, gibt die Referentin (den Teilnehmenden) sieben konkrete Handlungsempfehlungen an die Hand, um mehr Wertschätzung in den Schulalltag zu integrieren:

1. Wertschätzung ist die Bedingung für gute Arbeit, nicht die Belohnung dafür.

Laut der Referentin ist es zunächst essenziell zu verstehen, dass Wertschätzung die Bedingung für gute Arbeit ist und kein bloßes Nice-to-have. Denn niemand wolle sich ein fröhliches „Hallo“ auf dem Flur oder andere Wertschätzungsgesten verdienen müssen. Es braucht ein wertschätzendes Umfeld, damit wir unsere Fähigkeiten entfalten und insgesamt produktiv und zufrieden arbeiten können.

2. Wertschätzung ist ein kontinuierliches Bedürfnis.

Wichtig sei auch zu begreifen, dass es sich mit der Wertschätzung ähnlich verhält, wie mit den Bedürfnissen nach Freiheit oder Sicherheit: „Wir brauchen sie immer und immer wieder. Das eine große Dankeschön im Jahr reicht nicht”, so die Referentin. Es müsse jedoch nicht immer eine besonders große Geste sein. Die Formen der Wertschätzung seien vielfältig: sie reichen von kleinen Geschenken bis hin zum Feiern von Erfolgen, einem kurzen Lob oder einem einfachen „Du schaffst das.”.

3. Freuen Sie sich nicht zu spät.

Gerade beim Feiern von Erfolgen rät die Psychologin dazu, auch die kleinen Dinge bewusst wahrzunehmen. Durch den alltäglichen Problemfokus würden nämlich oft die kleinen Erfolge als selbstverständlich angesehen. Dabei sei neben dem Lernfortschritt eine:r Schüler:in oder dem Kompliment einer anderen Lehrkraft sogar das Ausbleiben einer Katastrophe durchaus ein Grund zur Freude.

4. Schweigen ist Silber, Reden ist Gold.

Ein weiterer Punkt besteht laut Triskiel darin, Wertschätzung immer auch aktiv auszudrücken. „Wenn ich nicht sage, was ich denke, hat der andere schließlich nichts davon”, erklärte die Referentin. Ausschlaggebend sei aber auch, wie man es sagt. Dabei könne der sogenannte „Dreischritt” helfen. Dieser besteht aus einer Bekundung (z.B. „Das war toll, …”), einer Beobachtung (z.B. „… dass du eingesprungen bist”) und dessen Bedeutung (z.B. „Das hat mich sehr entlastet”). Wenn man so spezifisch und genau wie möglich ist, gebe es auch keinen Abnutzungseffekt: „Man kann inflationär Danke sagen, aber man kann nicht zu viel wertschätzen”, betonte die Impulsgeberin.

5. Schaffen Sie Berührungspunkte.

Da im Schulkontext die Gelegenheiten für kollegialen Austausch in der Regel überschaubar sind, empfiehlt die Coachin, bewusst Berührungspunkte zu schaffen. Dabei sollte die Schulleitung mit gutem Beispiel vorangehen und eine gute Wertschätzungskultur aktiv vorleben: „Ein Schulleiter schreibt zum Beispiel jedes Jahr Weihnachtskarten anhand einer Begegnungsliste, in der er sich notiert hat, was ihm in den Gesprächen mit seinen Kollegen wichtig war”, so Triskiel. Allerdings könne angesichts der Größe schulischer Kollegien auch nicht erwartet werden, dass ein:e Schulleiter:in jeder und jedem diese Art Wertschätzung entgegenbringt. Stattdessen appelliert die Referentin, sich vermehrt gegenseitig/ im Team wertzuschätzen. Dabei gibt sie jedoch zu bedenken: „Was man nicht sieht, kann man nicht wertschätzen – deshalb machen Sie Ihre Arbeit für andere sichtbar!” Das könne etwa durch kollegiale Hospitationen, Schuljahrgangsteams oder positive Runden geschehen, in denen sich bewusst Zeit für ausschließlich positive Rückmeldungen genommen wird.

6. Achten Sie auf die kleinen Dinge.

Eine besonders leicht umsetzbare Sache sei außerdem die Berücksichtigung kleiner Dinge, wie etwa das Feiern von Geburtstagen und Jubiläen, das Wichteln zu Weihnachten oder ein aufrichtiges Erkundigen, nachdem ein Kollege oder eine Kollegin nach längerer Krankheit zurückgekommen ist. Eine besondere Empfehlung der Referentin ist in diesem Kontext das sogenannte „Kudos-Board”. Das könne ein Flipchart oder Whiteboard sein und sei ausschließlich für Positives gedacht. Darüber kann, der Psychologin zufolge, etwa die Frage stehen: ‚Wer hat dich letzte Woche besonders unterstützt?‘ Oder: ‚Welchen Erfolg möchtest Du gerne hier mit anderen teilen?‘ Jede:r, der oder die möchte, ist dann dazu eingeladen, eine Antwort hinzuzufügen. „Dabei ist der Materialeinsatz minimal, aber der Effekt erfahrungsgemäß sehr groß”, so Triskiel.

7. Seien Sie neugierig und tauschen Sie sich aus.

Als letzten Tipp lud die Referentin die Runde dazu ein, ihre bisherigen Erfahrungen und Beispiele für gelingende Wertschätzung im eigenen Schulalltag zu teilen. „Denn es gibt oft schon gute Beispiele, die in der Praxis wunderbar funktionieren”, erklärt die Coachin. So konnten die Teilnehmenden des Mikro-Impulses schließlich gegenseitig von ihren Erfahrungen und Tipps profitieren, die vom bewussten Zuhören und aktiven Fragen stellen bis hin zum gemeinsamen Lehrer:innenfrühstück und der wöchentlichen Wertschätzungsrunde reichten.

 

DIE WICHTIGSTEN ZUTATEN

Die unverzichtbare Grundbedingung sowie die Anstoßkugel, die es braucht, um Wertschätzung im Kollegium gelingend umzusetzen, fasste Janett Triskiel zum Abschluss wie folgt zusammen:

MINDSET – Auf die Haltung kommt es an. „Wertschätzung ist die Bedingung für gute Arbeit, nicht die Belohnung dafür.“ Diesen Merksatz gilt es nicht nur zu verinnerlichen, sondern zu leben.

ANFANGEN – Egal wie: Werden Sie aktiv. Ein kleiner Schritt kann schon viel bewegen. Es braucht nicht die großen Sprünge, zumal es gilt, sich nicht zu übernehmen. Wichtig auch: Suchen Sie sich einzig und allein das aus, was zu Ihnen passt. Denn Wertschätzung lebt von Authentizität.

Auch im gemeinsamen Austausch konnten nochmals zahlreiche Empfehlungen ausgetauscht und offene Fragen geklärt werden. Dabei wurde besonders deutlich, dass es häufig nicht die ganz großen Gesten sind, die den Unterschied machen. Zudem wurde offenkundig, dass Wertschätzung nur schlecht aktiv eingefordert werden kann. Die Referentin empfiehlt zum Umgang mit wenig wertschätzenden Kolleg:innen, den Dialog in kleineren Runden zu suchen und selbst mit gutem Beispiel voranzugehen. Und wenn die Wertschätzung nicht richtig anzukommen scheint, lohne eine Überprüfung auf den „Dreischritt” sowie eine Variation der Wertschätzungsformen, um diejenige zu finden, die für das Gegenüber am besten funktioniert. Dabei, so Triskiel, können schon „Mikro-Wertschätzungsgesten”, wie ein kleines Zwinkern, zu einem wertschätzenden Miteinander im Kollegium beitragen. 😉


Die Reihe „Mikro-Impulse” ist ein Angebot von „LiGa – Lernen im Ganztag” Sachsen-Anhalt und bietet in einem knackigen Format (30 min Impuls und 15 min Austausch) Anregungen, praktische Ideen und Umsetzungsbeispiele rund um die Themen Schule, Schul- und Unterrichtsentwicklung sowie Ganztag.

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