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Schulentwicklung nach Scrum
22.06.2022 - Die Hardtschule Durmersheim hat eine digitale Lernwelt für individualisierte Lernprozesse aufgebaut und setzt dabei auf Scrum. Im Rahmen des LiGa Open Air gab Christoph Trauth Einblicke in die konkrete Arbeit und zeigte auf, wie Scrum und Schulentwicklung ineinandergreifen.
Die Hardtschule Durmersheim ist eine Gemeinschaftsschule mit Ganztag, an der alle Schüler:innen auf drei verschiedenen Niveaustufen gemeinsam lernen. Die Schule hat es sich zur Aufgabe gemacht, dass dabei jedes Kind in seinem eigenen Tempo und auf eigenem Niveau lernen und Kompetenzen erwerben kann. Dafür entwickelt sie für jedes Fach und jede Klassenstufe digitale Lernlandschaften, die es den Schüler:innen ermöglichen, selbständig und individuell zu lernen.
Warum Scrum?
„Uns war klar, dass wir diese Lernlandschaften nur gemeinsam in den jahrgangsübergreifenden Fachteams bauen können“, berichtet Christoph Trauth von den Anfängen des Projekts. „Wir merkten aber schnell, dass die klassischen Strukturen ineffizient waren und viel Arbeitszeit durch Diskussionen verloren ging. Wir hatten keine klare Rollenverteilung und jeder in den Teams wollte was anderes.“
Bei der Suche nach einer Lösung stellte sich Scrum als passende Methodik heraus, um die Arbeitsabläufe gut zu organisieren und die Produktivität der Fachteams sowie die Qualität der Lernlandschaften zu verbessern.
Scrum kommt ursprünglich aus der IT- und Softwarebranche und ist ein Rahmenwerk für agiles Projektmanagement. Es regelt die Zusammenarbeit von selbstorganisierten Teams anhand von Rollen, Meetings und Werkzeugen und gibt damit Struktur und einen klar definierten Arbeitsprozess vor. Das Vorgehen erfolgt schrittweise in sich wiederholenden Etappen.
Rollen und Prozess
„Eine Etappe – ein so genannter Sprint – dauert an der Hardtschule eine Woche. Während dieser Zeit werden in den einzelnen Fachteams Aufgaben erledigt, die die Lernlandschaft erweitern oder verbessern“, sagt Christoph Trauth. Dazu gehören u.a. Kompetenzraster, Lernwegelisten, Lernjobs, Projektmodule, Arbeitsblätter, Lösungen, Videos und Kompetenzchecks. Mit Hilfe eines Scrum Boards wird der jeweils aktuelle Stand eines Sprints transparent dargestellt.
In jedem Scrum Team gibt es vier Rollen:
- den Product Owner (PO)
- den Scrum Master (SM)
- die Entwickler
- die Stakeholder
Christoph Trauth beschreibt den Product Owner als den Fachverantwortlichen in einem Team: Er hat den Überblick über die jeweilige Lernlandschaft und weiß, was noch fehlt oder überarbeitet werden muss. Dafür schreibt er klare Arbeitsaufträge (User Stories) für die Entwickler, priorisiert sie und stellt sie in das so genannte Product Backlog – eine dynamische Liste der durchzuführenden Arbeitsaufträge. Er achtet auf die Einhaltung der Qualitätsmaßstäbe und entscheidet am Ende, ob das Arbeitsergebnis erledigt ist und im Lernmanagementsystem freigeschaltet wird, oder nicht.
Der Scrum Master ist der prozessverantwortliche Regelwächter. Er unterstützt das Team dabei, die Rollen und den Scrum Prozess einzuhalten. Er leitet und moderiert die Scrum Meetings und achtet auch auf das Mikroklima im Team. Im Grunde ist es seine Aufgabe, das Team darin zu befähigen, die Aufgaben bestmöglich zu erledigen. In der Regel ist der Scrum Master auch gleichzeitig Entwickler.
Die Entwickler sind diejenigen, die die Aufgaben erledigen. Mit dem Product Owner diskutieren sie die Prioritäten und schätzen den Aufwand der Aufgaben ein. Sie entscheiden selbst darüber, welche der priorisierten Aufgaben sie übernehmen und im Rahmen des Sprints erledigen können. Am Ende eines Sprints präsentieren sie ihre Ergebnisse.
Die Lehrkräfte, die an der Hardtschule Lernbegleiter:innen heißen, geben als Stakeholder regelmäßig Feedback an den Product Owner. Sie berichten, wie die Lernjobs in der Praxis funktionieren und wo es Verbesserungsbedarf gibt. „Ihre Rückmeldungen sind sehr wichtig, um die Qualität zu sichern“, sagt Christoph Trauth.
Gemeinsam Qualität sichern
Dabei betont er, dass für die Lernlandschaften gemeinsam entwickelte Qualitätskriterien gelten, die „Definition of Done“. „Erst durch die klar festgelegten Rollen und Verantwortlichkeiten in Scrum ist es möglich geworden, dass die Kolleg:innen untereinander Qualität diskutieren können, ohne es als anmaßend zu empfinden.“ Die Kriterien sorgen dafür, dass die Schüler:innen die gesamte Lernwelt als in sich stimmig und konsistent erleben und sich auf den Lernstoff konzentrieren können.
Damit sich die Fachteams besser vernetzen, treffen sich alle Product Owner in einer übergeordneten Runde. „Dort tauschen sie ihre Erfahrungen in den jeweiligen Fachteams aus und entwickeln und überarbeiten die schulweiten Qualitätskriterien“, erklärt Christoph Trauth, der als Chief Product Owner diese Gruppe leitet. Auch alle Scrum Master kommen regelmäßig zusammen, um sich z.B. durch Fallbesprechungen und kollegiale Supervision bei der Erfüllung ihrer Aufgaben zu unterstützen.
Schulalltag agil gestalten
Mittlerweile ist Scrum in den Schulalltag integriert worden. „Nicht nur die Lernlandschaft läuft über Scrum, sondern auch alle anderen Aufgaben, die in einem Fachteam anfallen: Wer räumt den Fachraum auf? Wer bestellt die neuen Bücher? Wer organisiert den Mathewettbewerb? Selbst die Schulleitung arbeitet mit Scrum“, berichtet Christoph Trauth abschließend .
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