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Fachtag in NRW: Schulentwicklung, aber bitte nachhaltig!
13.07.2021 - Beim 2. landesweiten Fachtag von LiGa NRW trafen sich am 9. Juni 2021 über 200 Teilnehmende im digitalen Raum. Die Teilnehmenden aus den Projektschulen, der oberen Schulaufsichten und den Projektteams der Bezirke erhielten umfassende Impulse für die weitere Arbeit im Projekt.
In der zweiten Phase des Projektes „Leben und Lernen im Ganztag“ (LiGa NRW) fanden bisher auf Grund der Corona-Pandemie fast alle Veranstaltungen digital statt, so auch der zweite landesweite Fachtag. Der Fokus der schulischen Entwicklungsarbeit verschob sich thematisch deutlich in Richtung „Digitalisierung“, „Lehren und Lernen in der digitalen Welt“ und „Individuelle Förderung durch digitale Medien“. Entsprechend gestaltete sich das Angebot des Fachtags, der in den virtuellen Räumen der Qualitäts- und UnterstützungsAgentur – Landesinstitut für Schule in Soest (QUA-LiS NRW) stattfand. Die Teilnehmenden bewegten sich dabei online durch das Foyer, die Flure und die Workshopräume, die mit Aktionspunkten bzw. Icons (siehe Foto) ausgestattet waren.
Damit sich bei diesem Fachtag nicht alles zwischen Headset und Tastatur abspielte, erhielten die Projektschulen vorab Post – mit dem Veranstaltungsprogramm, Motivkarten für Videokonferenzen und weiteren greifbaren Kleinigkeiten.
Dank und Anerkennung
Die Teilnehmenden gingen positiv gestimmt in die Veranstaltung: Man freute sich auf ein zumindest digitales Wiedersehen und eine kleine Pause vom Schulalltag. Zu Beginn wurden die schulischen Projekte und das Engagement in diesem sehr herausfordernden Schuljahr gewürdigt, indem es pandemiebedingt wiederholt zu Änderungen im Präsenz- und Distanzunterricht gekommen ist.
Die Begrüßungs- und Dankesworte kamen von Yvonne Gebauer, Ministerin für Schule und Bildung in NRW, Viktoria Latz, Projektleiterin bei der Stiftung Mercator und Programmleiterin Anna Davis von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.
Fachlicher Impuls
Im Plenum referierte Prof. Thomas Strasser von der Pädagogischen Hochschule Wien über den „(Un-)Sinn einer Schulentwicklung #über #mit #durch digitale Medien“. Ausgehend von dem Lied „Wer sagt denn das?“ der Band Deichkind nahm er die Teilnehmenden mit auf eine Reise durch die drängenden Fragen der Digitalisierung im Bereich Schule.
Workshops
Im Anschluss konnten die Teilnehmenden in parallel stattfindenden Workshops in die thematische Vertiefung gehen. Zur Auswahl standen fünf Workshops zu den drei Handlungsfeldern des Projektes.
Handlungsfeld 1: Lernen im Ganztag
Mustafa Aktepe / Sebastian Dick-Tecklenburg: „Alle mitnehmen“ – Lernen in Zeiten von und nach Corona:
In ihrem Workshop stellten die beiden Lehrer die Schulentwicklungsprozesse an ihren Schulen seit Beginn der Pandemie vor. Dabei herrschen an der Herbert-Grillo-Gesamtschule, Duisburg-Marxloh und der Peter-Ustinov-Gesamtschule, Monheim am Rhein ganz unterschiedliche Voraussetzungen und Ausstattungsszenarien vor. Begleitende Evaluationen der Maßnahmen während der Distanzphasen im Frühjahr 2020 und Winter 2020/2021 geben wertvolle Hinweise für weitere Planungsschritte. Mikrofortbildungen, alltägliche Integration des Lernmanagementsystems auch während der Präsenzzeiten, regelmäßiges Feedback und Wertschätzung der Lernprodukte sind einige Stichworte für gelungene Arbeit in herausfordernden Zeiten.
Clemens Pfefferle: Interaktive Lerninhalte produzieren:
Der Referent zeigte den Teilnehmenden, wie (Basis-)Aufgaben interaktiv aufbereitet werden können. Mit der Open-Source-Software H5P und Lumi werden zum Beispiel Lückentexte und Zuordnungsaufgaben erstellt oder Videos mit Zwischenfragen ergänzt. Vorteil von H5P ist das intuitive Bedienungsumfeld. Es ist plattformunabhängig und auch weniger technikaffine Menschen können sich dort einarbeiten. Selbst ohne funktionierendes Internet in der Schule kann die Arbeit via Flipped Classroom angegangen werden. Insgesamt wurde die Arbeit mit H5P als sehr innovativ und sinnvoll aufgenommen.
Uta Eichborn / Petra Walenciak: Agile Methoden in Unterricht und Schulentwicklung. Wie sie mit agilen Methoden Zukunftskompetenzen fördern können:
Die Referentinnen sind beide an einem Berufskolleg in Bonn tätig und ausgebildete Scrum Master. In ihrer Präsentation gingen sie auf den Begriff der Agilität ein und erläuterten wie agile Methoden im Unterricht umgesetzt und für die Weiterentwicklung von Schule genutzt werden können Dabei stehen Kollaboration, Kommunikation, Verantwortung und Partizipation im Mittelpunkt des Handelns. Am Beispiel der Methode „Scrum“ stellten sie dar, wie das theoretisch und praktisch im Projektunterricht als Gruppenarbeit sowohl analog wie auch digital aussehen kann. Die Referentinnen unterstrichen, dass es eine gewinnbringende Möglichkeit ist, einen agilen Prozess über den Unterricht von „innen heraus“ anzustoßen. Dieser wirke sich dann auch positiv auf die Schule und die Schulentwicklung aus. Selbstverständlich sei es aber auch möglich, diese Form der agilen Projektsteuerung direkt auf Schulentwicklungsprozesse zu übertragen.
Handlungsfeld 2: Leben im Ganztag
Sabine Schwab / Gerhard Schwab: Fundraising und Fördermöglichkeiten für Schulen:
Ausgehend von einem Kurzinput stellten die Referierenden Merkmale des Fundraisings vor und gaben praxisnahe Tipps für Schulen: Fundraising muss Freude bereiten, sinnstiftend und somit motivierend sein. Voraussetzung ist ein Förderverein der Schule, um rechtlichen Vorgaben bei der Antragstellung zu entsprechen. Die Referierenden betonten, dass Fundraising kein Ersatz für öffentliche Förderung sei, sondern eine Erweiterung darstelle und immer für mehrere Jahre geplant wird.
Handlungsfeld 3: Qualität nachhaltig auf allen Ebenen (weiter-) entwickeln
Gesine Engelage-Meyer: Die Komfortzone begleitet verlassen – praktisches Veränderungsmanagement für Schulen:
Die Expertin für Veränderungsprozesse wies am Anfang ihres Vortrags daraufhin, dass Veränderungen außerhalb der Komfortzone passieren und die Beteiligten in dieser Lernzone einer „Achterbahn der Gefühle“ begegnen. Dazu gab sie vielfältige Tipps und Good-Practice-Beispiele, wie z.B.: „Kommen Sie schnell voran, in dem Sie immer mal wieder anhalten zum Zuhören und Verstehen.“ Anhand des Modells „Haus der Veränderung“ verdeutlichte sie, welche Phasen in Veränderungsprozessen durchlaufen werden. Jeder Raum symbolisiere einen Zustand bzw. ein Gefühl: Zufriedenheit, Ablehnung, Verwirrung, Erneuerung. Die Referentin wies darauf hin, dass im Prozess negative Emotionen normal seien, es keine Abkürzungen gebe und Rückfälle durchaus vorkämen.
Am Ende der Workshopphase erhielten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich in Kleingruppen zu den Veränderungsvorhaben an ihren Schulen auszutauschen.
Abschluss und Ausblick
Die Veranstaltung endete mit einem lockeren Ausklang im virtuellen Café.
Für das besondere Format dieses Fachtags sowie dessen Umsetzung gab es von allen Teilnehmenden durchweg positive Rückmeldungen. Insbesondere die umfassende Auswahl aus den vielfältigen Workshops sowie der abwechslungsreiche Vortrag von Prof. Strasser sorgten für Begeisterung.
Der dritte NRW-weite Fachtag findet am 22. Juni 2022 im Haus der Technik in Essen statt.
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