Kulturelle Bildung als Motor für Qualitätsentwicklung an Ganztagsschulen

31.05.2021 - Welches Potenzial Kulturelle Bildung für die Qualitätsentwicklung von Ganztagsschulen haben kann, stellte Marcus Kauer aus dem Hessischen Kultusministerium in einem Workshop im Rahmen des LiGa-Länderforums am 4. Mai 2021 vor.

© DKJS/ Barbara Dietl

Marcus Kauer ist Ministerialrat und Referatsleiter für Kulturelle Bildung im Hessischen Kultusministerium und steht im engen Austausch mit der Praxis: Er berät Schulleitungen, Koordinatoren-Teams, Kulturinstitutionen sowie Ministerien und Stiftungen bei der Umsetzung von Programmen kultureller Bildung an Schulen.

Freiräume im Ganztag nutzen

Der Ganztagsschule als Bildungs- und Lebensort kommt eine zentrale Bedeutung zu, will man Kindern und Jugendlichen ihr Recht auf kulturelle Teilhabe gewähren. „Schülerinnen und Schülern muss der Raum gegeben werden, sich zu entfalten, um Selbstwirksamkeit zu erfahren“, betont Kauer. Hier bietet der Ganztag ideale strukturelle Rahmenbedingungen.

Non-lineare Denkprozesse in der Unterrichtsentwicklung

Die Integration Kultureller Bildung gelingt aber erst dann, wenn die verpflichtenden Lerninhalte mit dem verbunden werden, was die Schule zu einem interessanten und bereichernden Ort macht. Kauer stellt fest: „Es findet oft keine Verbindung dieser beiden Stränge statt.“ Unter dem Alltagsdruck und der linearen Wissensvermittlung sollen schnelle und effiziente Lösungen gefunden werden. Doch Lernerfolg und Erkenntnisgewinn basieren auf Forschen, Entdecken, Ausprobieren und Scheitern – kurz: non-linearen Denkprozessen. „Das sieht Schule oftmals nicht vor“, so Kauer. Einen Grund dafür sieht er in der engen Zeitstruktur der Stundenpläne. Hier kann der Ganztag mehr Spielräume bieten. Mit dem Blick auf die Curricula könnte ein Transfer aus der Kunst in die anderen Fächer wie Mathematik, Deutsch oder die Naturwissenschaften gelingen.

Dabei sollten auch die Potenziale und Wünsche der Kinder und Jugendlichen Berücksichtigung finden. Denn der Schlüssel zum Erfolg sei nicht nur bei den Lehrkräften zu suchen, bekräftigte Kauer.

Kreative Anreize für ganzheitliche Bildung

Kreative Materialien und Gegenstände – wie Farbe und Musikinstrumente – tragen zu einem Ort der Inspiration bei und dürften nicht in Schränken weggesperrt werden. Kreative Ausdrucksmittel sollten leicht zugänglich sein und so zum Erproben und Ausprobieren einladen.

Professionalisierung der Kinder und Jugendlichen

Noch viel zu oft hängt der Zugang zu qualitätvollen kulturellen Angeboten von Privilegien und finanziellen Möglichkeiten ab. Ganztagsschulen haben das Potenzial, mit der Unterstützung von schulischem Personal und außerschulischen Partnern alle Schülerinnen und Schüler zu kreativen Experten zu machen. Sie können für die jungen Menschen einzigartige Möglichkeiten schaffen, ihre Kreativität und Selbstwirksamkeit zu entdecken. Voraussetzung seien dabei Angebote mit hoher Qualität.

Und wie gelingt der erste Schritt zu einer „Kulturschule“? Marcus Kauer zufolge liegt die Antwort nicht im System, sondern bei den Menschen: „Begeisterung für Kulturelle Bildung kann man nicht durch das Erzählen vermitteln, sie muss selbst erfahren und dann gelebt werden.“

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