Wissensdurst wecken und stillen

24.02.2021 - Innerschulische Fortbildungsformate ohne viel Aufwand mit motivierten Teilnehmenden? Fast zu gut, um wahr zu sein? Wie das an der Gemeinschaftsschule August Wilhelm Francke in Magdeburg funktioniert, stellte Schulleitung Elke Noah in der Reihe Mikroimpulse vor.

©DKJS/Sandruschka

In der Ausgabe vom 16. Februar 2021 mit dem Titel „Von Mikrofortbildungen bis Barcamp – Schule als Lernende Gemeinschaft“ stellte Noah zunächst die Theorie von Mikrofortbildungen vor.

Unter dem Motto „Each one teach one“ teilen Lehrer:innen ressourcenschonend in gegenseitiger (Fort)-Bildung ihr Wissen und ihre Erfahrungen im eigenen Kollegium. Die vorhandenen Wissensschätze werden so entdeckt und wertgeschätzt. In einer neuen Kultur der Digitalität, in der ständig neue Lernsettings entwickelt werden, ermöglichen es die Mikrofortbildungen den Kolleg:innen an Schule in einem angstfreien Raum auf Augenhöhe des Wissen- und Erfahrungen auszutauschen und zu erwerbens. Mikrofortbildungen können dabei helfen, lebenslanges Lernen zu fördern und wieder Spaß am gemeinsamen Lernen zu entwickeln. Das kann langfristig die Arbeitszufriedenheit verbessern und das “Wir”-Gefühl der Kolleg:innen stärken.

Prinzipien der Mikrofortbildung (vgl. Jan Vedder – siehe www.schulaufsicht.de)

  • Aus dem Team für das Team – gewährleistet maximale Anschlussfähigkeit
  • Guide on the side – die Expert:innen beziehungsweise Fortbildner:innen stehen auch nach dem Impuls jederzeit vor Ort für die Umsetzung zur Verfügung
  • WeQ statt IQ – es kann auch mehrere Wissensträger:innen geben, die ihre Expertise gemeinschaftlich zusammentragen
  • Kurz und knackig – Angebote finden fokussiert in 15-60 Minuten statt
  • Geringer Aufwand – durch kurze Wege, kurze Abwesenheit und Nutzung der vorhandenen Infrastruktur besteht wenig Vorbereitungsaufwand
  • Vielfältige Angebote – mit geringen Mitteln werden mit regelmäßigen Angeboten vielfältige Themen und Kompetenzen vermittelt

Erste Schritte zu Mikrofortbildungen an der eigenen Schule

Bestenfalls signalisiert die Schulleitung, dass Fortbildungen ausdrücklich gewünscht sind. Motivierte und inspirierte Kolleg:innen teilen ihr Wissen dann in der Schule beispielsweise in den Mikrofortbildungen.
Aus Sicht der Lehrkräfte, muss aber nicht zwingend die Schulleitung gefragt werden. Jeder kann diese Lernkultur ins Rollen bringen. Eine interessensgeleitete Themenwahl unterstützt den Wissenstransfer. Damit sich die Haltung des Teilens etablieren kann, hat sich die regelmäßige Durchführung bewährt.

Organisatorische Schritte zur erfolgreichen Umsetzung (vgl. Onlineportal www.schulaufsicht.de):

  • passendes Format wählen
  • Zeitrahmen festlegen
  • Ablauf planen
  • Expert:innen im Kollegium finden
  • Einladung veröffentlichen
  • Raum- und Technikcheck durchführen

Zu Beginn hilft es, Themen vorzuschlagen und niedrigschwellige Fragen und Wünsche aus dem Kollegium aufzugreifen. Alle Fragen sind erlaubt, um möglichst viele Kolleg:innen mitzunehmen. In einer entspannten Lernatmosphäre sollten sowohl Anfänger:innen als auch Fortgeschrittene mit ihren Bedürfnissen ernst genommen werden.
Geeignete Themen können sein:

  • Digitale Grundlagen
  • Neue Tools und Anwendungen
  • Technische Fragen
  • Kommunikationswege
  • DSGVO / Lizenzen
  • Austausch über Lernformate (nicht nur digital)

Mikrofortbildungen in die vorhandenen Organisationsstrukturen der Schule einbinden

An ihrer eigenen Schule hat Noah – inspiriert vom #twitterlehrerzimmer – den „Kurskiosk – Mikrofortbildung auf Bestellung“ eingeführt. Dafür veröffentlichen Kolleg:innen aus der Mediengruppe ihre Themen mit Kurzbeschreibung unter Angabe des Anwendungsgebiets und der technischen Voraussetzung. Finden sich mindestens drei interessierte Kolleg:innen, wird ein Termin vereinbart und für das gesamte Kollegium als Einladung bekannt gegeben. Der Fokus liegt auf dem Austausch, so dass bereits kleine Runden wirksamen Wissenstransfer ermöglichen.
Darüber hinaus nannte Noah weitere Format-Ideen zur Umsetzung von Mikro-Fortbildungen wie beispielsweise die digitale Mittagspause (z.B. für Ganztag geeignet) und den Fortbildungssnack “to go” (Ausdrucke o.ä. zum Mitnehmen).

Von der Mikrofortbildung zum Barcamp

Als Mitbegründerin des Barcamp Education Ost engagiert sich Noah seit langem für die Weiterentwicklung einer zeitgemäßen Bildung in der Region. Für ein Barcamp werden die internen Fortbildungsangebote gebündelt und mit Angeboten außerschulischer Partner ergänzt. Jede:r kann die eigenen Fragen, Erfahrungen, Positionen und Ideen einbringen. Die Teilnehmende werden von Konsumierenden zu aktiven Gestalter:innen des Wissensflusses. Dabei kann auch die Expertise der Schüler:innen einbezogen werden.

FAZIT

Noah bringt es auf den Punkt: „Lernen finde ich fetzig – Lernen macht Spaß“. Mikrofortbildungen sind eine Chance für die Gestaltung einer neuen Schulkultur.
Unabhängig vom Alter und Wissensstand der Teilnehmenden, fördern Mikrofortbildungen eine Haltung, die geprägt ist von der Bereitschaft sich auf Neues einzulassen und Wissen zu teilen. Sie machen Lust auf die aktive Mitgestaltung der Zukunft der Schule.

Noah fasst die wichtigsten Gewürze zusammen, um ein köstliches Gericht „Schule“ zuzubereiten:
• Salz: Neugier, sich auf Neues einlassen
• Pfeffer: eine Haltung, die davon zeugt, mehr dazulernen zu wollen – unabhängig von Alter und Fachexpertise
• Das Sahnehäubchen sind die Barcamps, in denen die Kompetenzen in ihrer Vielfalt innerhalb und außerhalb von Schule sichtbar werden.

Elke Noah verweist u.a. auf folgende Referenzen:

Bildungspunks: bildungspunks.de

Jan Vedder www.vedducation.de

frausonnigsblog www.frausonnigsblog.de

bildung.digital www.bildung.digital

Fobizz https://plattform.fobizz.com/courses

#twitterlehrerzimmer twitter.com/hashtag/twitterlehrerzimmer

 

Selbst veröffentlicht Elke Noah unter:

Blog von Elke Noah: klassenkrempel.de

 

Weitere Informationen zu Mikrofortbildungen gibt es auch hier:

Onlineportal für die Schulaufsicht: www.schulaufsicht.de/qualitaetsentwicklung/unterrichtsentwicklung/schnell-und-wirksam-mikrofortbildungen

Methode Kurskiosk: www.bildung-lsa.de/files/f0e2efec6f08f7d312fd00f847ffc428/zimmermann.pdf

 

Die Reihe ist eine Kooperationsveranstaltung von „LiGa – Lernen im Ganztag“ und der Serviceagentur Ganztag Sachsen-Anhalt.

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