Schulen sind regelmäßig Veränderungsprozessen ausgesetzt, denn Innovationen und Reformen bestimmen den schulischen Alltag maßgeblich mit. Schulleitungen stehen daher zunehmend vor der Herausforderung, Akzeptanz für Veränderungsprozesse zu schaffen und diese nachhaltig an ihren Schulen zu verankern. Wie ein solches „Akzeptanzmanagement“ gelingen kann und was Schulleitungen dabei berücksichtigen sollten, erläuterte die Coachin, ehemalige Schulleiterin und Schulaufsichtsbeamtin Dr. Kirsten Mattern im Rahmen des länderübergreifenden LiGa-Schulleitungsfachtags am 12. Mai 2017 in Berlin.
Führen oder Leiten? Beides!
Schulleitungen nehmen bei der Initiierung und Durchführung von Veränderungsprozessen eine Schlüsselposition ein. Ihre Aufgabe ist es, diesen Prozess – gemeinsam mit den anderen Beteiligten – zielführend und erfolgreich zu steuern. Gar nicht so einfach, wie die ehemalige Schulleiterin Mattern aus eigener Erfahrung weiß. Hier komme es darauf an, ein Gleichgewicht zwischen Führen und Leiten herzustellen. Laut Mattern stellen Schulleitungen kleinerer Schulen bei Veränderungsprozessen häufig die Menschen in den Mittelpunkt ihres Handelns, orientieren sich also eher am Führen. Bei Schulleitungen größerer Schulen ist es dagegen genau umgekehrt: Sie fokussieren sich zumeist auf strukturelle und sachbezogene Aspekte – ein Handeln, das eher dem Leiten zugeordnet wird. Nur selten, so die Coachin, nehmen Schulleitungen beide Perspektiven ein. Dabei steckt gerade in der Kombination aus Führen und Leiten großes Potenzial, um Veränderungsprozesse erfolgreich zu steuern.
Mattern empfiehlt Schulleitungen darauf zu achten, dass die beteiligten Personen ausreichend über Ziele und Abläufe informiert sind und darin eingebunden werden. So können sie Akzeptanz für Veränderungen schaffen. Da Schulentwicklungsvorhaben häufig von sozio-emotionalen Aspekten begleitet werden, sollten Schulleitungen außerdem Gelegenheiten schaffen, in denen die Gedanken, Emotionen und Wahrnehmungen der Beteiligten thematisiert werden können.
Hilfreicher Perspektivwechsel
Man müsse damit rechnen, dass nicht alle Beteiligten die Veränderungsprozesse von Anfang an euphorisch mittragen, sagt Mattern. Entscheidend sei hier die Haltung der Schulleitung. Anstatt vorschnell von Widerstands- oder Konfliktpotenzial auszugehen, sollten Schulleitungen zunächst versuchen, die subjektive Sicht der anderen zu verstehen. Hierbei kann es hilfreich sein, wenn Schulleitungen sich fragen, ob im Kollegium bereits ausreichend Informationen vorhanden sind („Ich blicke durch“), die Innovation als bedeutsam eingeschätzt wird („Es lohnt sich“) und das Vorhaben für alle handhabbar ist („Ich kann es packen“).
Priorisierung notwendig
Das erfolgreiche Steuern von Veränderungsprozessen erfordert überdies Prioritätensetzung durch die Schulleitung. Keine einfache Aufgabe, findet Dr. Kirsten Mattern, aber eine, die allen Beteiligten Sicherheit und Orientierung gebe. Hierfür sollten sich Schulleitungen zunächst auf einige wenige Veränderungen konzentrieren, getreu dem Motto: Qualität statt Quantität. Bei der Wahl der Schwerpunktsetzung helfen Methoden wie die SWOT-Analyse, die Stakeholder-Analyse oder die Umfeldanalyse. Sie verschaffen auch Klarheit über Ressourcen, die im Rahmen des Veränderungsprozesses genutzt werden können und machen auf potentielle Chancen und Herausforderungen aufmerksam.
Hier können Sie die Powerpoint-Präsentation von Dr. Kirsten Mattern herunterladen (PDF).