Daniela Mroncz leitet die integrierte Sekundarschule Wolfgang-Borchert-Schule im Berliner Bezirk Spandau. Im Rahmen von „LiGa – Lernen im Ganztag“ hat sich die teilgebundene Ganztagsschule viel vorgenommen – und bereits erstaunlich viel umgesetzt. Im Interview erläutert die Schulleiterin, was sich an ihrer Schule seit dem Programmstart bereits verändert hat.
Warum nimmt Ihre Schule am Programm „LiGa – Lernen im Ganztag“ teil?
Ich bin als neue Schulleiterin im Schuljahr 2016/17 eingestiegen und unsere Schulaufsicht hat uns eingeladen, an dem Programm teilzunehmen. Da ich gerne mit Impulsen und Unterstützung von außen arbeite, passte es perfekt zu meinem Start hier an der Schule und ich habe mich sofort in das Programm hineingestürzt.
Welches Entwicklungsvorhaben bearbeiten Sie im Rahmen des Programms „LiGa – Lernen im Ganztag“ an Ihrer Schule?
Wir wollen die Rhythmisierung und das individualisierte Lernen an unserer Schule weiterentwickeln, um auf die Heterogenität unserer Schülerinnen und Schüler besser eingehen zu können. Knapp 60 Prozent unserer Schülerinnen und Schüler sind nichtdeutscher Herkunft. Die Heterogenität bezieht sich ebenso auf die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und -geschwindigkeiten und viele weitere Aspekte. Letztendlich betrifft das Thema Heterogenität nicht nur uns, sondern jede Schule.
Was hat sich an Ihrer Schule bereits konkret verändert?
Wir hatten bislang viel zu kurze Pausenzeiten. Unsere Schule umfasst drei Gebäude an zwei Standorten. Die 5-Minuten-Pausen reichten nicht aus, um von einem Gebäude ins nächste zu wechseln. Wir haben nun mindestens 15-minütige Pausen. Außerdem haben wir in diesem Schuljahr für alle Jahrgangsstufen ein 90-minütiges Blockmodell eingeführt und mit unserem Kooperationspartner Ganztagsangebote am Vormittag geschaffen. Aus dem 90-Minuten-Modell ergeben sich weitere Vorhaben für die Unterrichtsentwicklung.
Wir haben eine Stunde Klassenrat verbindlich in den Stundenplan integriert, in der die Klasse über soziale Herausforderungen und auch über organisatorische Dinge sprechen kann. Und wir haben pro Klasse eine individualisierte Lernzeit im Stundenplan mit zwei Stunden verankert – die nennen wir bislang Schülerarbeitsstunden. Die Schülerinnen und Schüler können in dieser Zeit an ihren individuellen „Bildungsbedürfnissen“ arbeiten: In welchen Fächern brauchen sie weitere Unterstützung und müssen nacharbeiten bzw. in welchen Fächern wollen sie ihr Wissen vertiefen oder ergänzen? Ebenfalls mit zwei Unterrichtsstunden haben wir projektorientierten Unterricht eingeführt: Die Schülerinnen und Schüler können dabei in den Jahrgängen 9 und 10 aus verschiedenen Angeboten frei wählen. In den Jahrgängen 7 und 8 ist der projektorientierte Unterricht insbesondere auf die Kernfächer Deutsch, Mathematik und Englisch bezogen.
Was ist das Besondere an Ihrem Entwicklungsvorhaben?
Neue Teamstrukturen, neue Zeitstrukturen, individualisiertes Lernen – all diese Bausteine gehören für mich zwingend zur Weiterentwicklung einer guten Schule dazu. Die Einführung des Blockmodells trägt beispielsweise dazu bei, dass wir uns mehr Zeit lassen können für die einzelnen Schülerinnen und Schüler und deren Kompetenzentwicklung. Dahinter steht ein systemisches Denken: Dass wir gemeinsam denken und handeln – und dass wir jeder einzelnen Schülerin und jedem einzelnen Schüler garantieren, dass sie bzw. er unser Bildungsprogramm durchläuft, unabhängig von der einzelnen Lehrkraft. Wir haben als öffentliche Bildungsinstitution eine gemeinsame Verantwortung.
Bemerkenswert ist auch, dass wir innerhalb eines Jahres von der Planung in die Umsetzung gegangen sind. Diese Schnelligkeit ist im schulischen Bereich ungewöhnlich. Wir werden nun im zweiten Halbjahr mit der Evaluierung starten.
Wie unterstützt das Programm „LiGa – Lernen im Ganztag“ die Umsetzung dieses Entwicklungsvorhabens?
Unsere Themenstellung ist das individualisierte Lernen und die Unterrichtsentwicklung – und genau diese Themen haben wir eins zu eins bei LiGa wiedergefunden. Daher konnten wir von den Angeboten sehr profitieren. Jeder einzelne Workshop war für uns wichtig und zentral. Nicht nur ein oder zwei Personen aus der erweiterten Schulleitung haben daran teilgenommen, sondern mehrere im Wechsel. Es fügte sich alles sehr gut ineinander.
Für die weitere Programmlaufzeit haben wir uns für eine persönliche Beratung durch eine Prozessbegleitung entschieden, die hier in Berlin von LiGa angeboten wird und speziell auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist. Wir haben noch einiges vor und möchten unter anderem die Teamstrukturen, den projektbezogenen und auch den jahrgangsübergreifenden Unterricht weiter ausbauen.
Eckdaten zur Wolfgang-Borchert-Schule in Berlin-Spandau
Schülerzahl: ca. 550
Schulform: Integrierte Sekundarschule
Ganztagsschulform: 2 Tage verbindliches Ganztagsangebot, 3 Tage offener Ganztag
Website: borchertschule-spandau.de