Schulaufsicht – Welche drei Begriffe fallen Ihnen zuerst ein, wenn Sie Ihren Beruf beschreiben sollen?
An erster Stelle fällt mir der Begriff Beratung ein. Wir haben eine umfangreiche Beratungsfunktion gegenüber Schulleitungen und Eltern, Kolleginnen und Kollegen, der Öffentlichkeit, dem Ministerium und zum Teil auch gegenüber Schülerinnen und Schülern. Darüber hinaus haben wir natürlich auch eine Kontrollfunktion. Als Schulaufsicht haben wir zu gewährleisten, dass Recht, Ordnung und Verordnungen an Schulen richtig umgesetzt werden. Dabei schauen wir auch hinter die Kulissen und sehen uns in unserer Rolle als Fachaufsicht an, wie die fachliche Arbeit an Schulen organisiert wird und Schulentwicklung konkret stattfindet.
Warum nehmen Sie am Programm „LiGa – Lernen im Ganztag“ teil?
Für mich stellt dieses Programm ein absolutes Novum dar. Zum ersten Mal nehmen wir als Schulaufsicht gemeinsam mit Schulen an einem Programm teil und arbeiten zusammen an einer Sache. Als ehemalige Lehrerin und Schulleiterin, der ihr Beruf immer sehr am Herzen lag, kann ich meine Erfahrungen und Ideen dabei sehr gut einbringen. In einer eigens für die Schulaufsicht konzipierten Fortbildungsreihe lernen wir zudem das Handwerkszeug, um unsere eigene Rolle zu reflektieren, die Schulen systematisch und umfassend zu beraten und mit ihnen gemeinsam an konkreten Fragestellungen zu arbeiten. Das macht uns sicherer in unserer Außenwirkung.
Was ist für Sie das Besondere am Programm „LiGa – Lernen im Ganztag“?
Die Zusammenarbeit mit den Schulen. Bei den regelmäßig stattfindenden Netzwerktreffen kommen wir mit den Lehrkräften und Schulleitungen zusammen, tauschen uns über den Stand ihrer schulischen Entwicklungsvorhaben aus und formulieren gemeinsam neue Ziele. Durch den direkten Kontakt bekommt man einen viel tieferen Einblick darin, was die Lehrkräfte in ihrem Arbeitsalltag bewegt. Man kann Tipps aus dem eigenen Erfahrungsschatz weitergeben, bekommt aber auch selbst neue Anregungen. Das macht unsere Arbeit wirklich interessant.
Qualität gemeinsam entwickeln – so lautet das Motto von „LiGa – Lernen im Ganztag“. Was bedeutet das für Sie?
Für mich bedeutet es, Bewegung ins System zu bringen. Bei Hospitationen erlebe ich immer wieder, wie engagiert und elanvoll Lehrerinnen und Lehrer vor der Klasse agieren. Wir müssen aber auch die Schülerinnen und Schüler zu Akteurinnen und Akteuren machen. Ich denke zum Beispiel an das Entwicklungsvorhaben der Heinrich-Heine-Schule in Halle-Neustadt. Im eigenen Schulgarten lernen die Kinder und Jugendlichen auf vielfältige Art und Weise, im Unterricht Erlerntes praktisch anzuwenden, sich neues Wissen zu erschließen und Verantwortung für eigene Projekte zu übernehmen. Da fängt für mich Qualität an.
Wie unterstützt das LiGa-Programm Ihre Zusammenarbeit mit den Schulleitungen?
Wir arbeiten schon intensiv mit den Schulleitungen zusammen, aber durch die Netzwerktreffen kommen wir darüber hinaus auch in Kontakt mit den Lehrkräften und arbeiten gemeinsam auf inhaltlicher Ebene. Wir werden sozusagen zu Mitarbeitenden – zu einem Teil der Schule.
Gibt es etwas, das Sie aus LiGa in Ihren Arbeitsalltag mitgenommen haben?
Ich habe festgestellt, dass mir die neuen Methoden und Ideen, die ich aus Fortbildungen und Netzwerktreffen mitnehme, nicht nur in meinem eigenen Arbeitsalltag nützen. Ich kann sie auch als Multiplikatorin an andere Schulen weitergeben. So profitieren auch diejenigen, die nicht am Programm teilnehmen.