Schulaufsicht – Welche drei Begriffe fallen Ihnen zuerst ein, wenn Sie Ihren Beruf beschreiben sollen?
Beratung, Unterstützung, Kommunikation.
Warum nehmen Sie am Programm „LiGa – Lernen im Ganztag“ teil?
Ich war selbst lange Schulleiterin und hatte bereits mit ähnlichen Programmen sehr gute Erfahrungen gemacht – auch in Konstellation mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Meine damalige Schule und ich haben sehr davon profitiert. Als LiGa vorgestellt wurde, war ich gerade ganz neu Schulrätin geworden und bekam die Möglichkeit zur Programmteilnahme. Ich habe dann auch aktiv bei den Schulleitungen für LiGa geworben. Außerdem hat mich überzeugt, dass wir selbst unsere Entwicklungsschwerpunkte festlegen und daran arbeiten können.
Was ist für Sie das Besondere am Programm „LiGa – Lernen im Ganztag“?
Partizipation auf verschiedenen Ebenen ist für mich ein sehr wichtiger Punkt. Partizipation bedeutet für mich, dass Schulleitungen und Schulaufsicht sich Zeit nehmen, um sich auszutauschen. Auch der direkte Kontakt mit der Einzelschule ist wichtig, um den Schulentwicklungsprozess zu reflektieren.
LiGa bietet uns die Möglichkeit, einen anderen Rahmen für den Austausch zu nutzen als beispielsweise eine Schulleitersitzung. Das Programm unterstützt uns dabei sehr gut und schafft Anlässe und Räume zur Reflexion. Außerdem können wir so die Schul- und Unterrichtsentwicklung in den Blick nehmen und weiterdenken.
Wie sieht Ihre Teilnahme am Programm konkret aus?
Wir setzen uns im Rahmen des Programms mit den Schulen auseinander und schauen, wie sie eine Feedbackkultur leben können. Einmal im Jahr bekomme ich von den Schulleitungen ein Feedback, um unsere gemeinsame Arbeit besser einschätzen zu können. Daraus sind viele konstruktive Inputs erwachsen. Außerdem nehme ich im Rahmen von LiGa regelmäßig an vielen interessanten Veranstaltungen teil. Sie bieten immer eine sehr gute Kombination aus Information und Austausch. Besonders aufschlussreich war der Vortrag von Prof. von Saldern zum Thema „Ganztagsschulentwicklung unter dem Aspekt der Zeitstruktur“ auf der Akademie in Berlin.
Qualität gemeinsam entwickeln – so lautet das Motto von „LiGa – Lernen im Ganztag“. Was bedeutet das für Sie?
Zuallererst geht es immer darum, die Unterrichtsqualität in den Blick zu nehmen. Darauf baut alles Andere auf. Die teilnehmenden Schulen gestalten den Ganztag zwar alle sehr unterschiedlich, dennoch haben sie alle etwas gemeinsam: Sie möchten sich stetig weiterentwickeln. Das haben wir noch mal gemeinsam in den Blick genommen und geschaut: Wie können wir hier die Qualität verbessern? Auch Ganztagsschulen, die schon lange im Ganztag sind, können sich immer weiter verbessern und Änderungen einführen. Durch die Willkommensklassen beispielsweise hat sich in Schule viel verändert. Da kommen dann beispielsweise Fragen auf, wie wir Integration sinnvoll betreiben können. Welche Möglichkeiten dafür haben wir im Ganztag?
Wie unterstützt das LiGa-Programm Ihre Zusammenarbeit mit den Schulleitungen?
Gerade auch die Hospitationsreise im Februar an die offene Schule Waldau hat uns viele Möglichkeiten geliefert. Wir konnten uns die Schule sehr intensiv anschauen und haben mit dem Schulleitungsteam dort einen ganzen Tag verbracht. Allein die gemeinsame Reise dorthin und auch der informelle Austausch hat sehr viel Vertrauen geschaffen. Das ist eine ganz wichtige Basis für die weitere Zusammenarbeit. Das Programm gibt uns die Zeit, aber auch die Möglichkeit, sich in einem anderen Kontext zu treffen – nicht nur in meinem Büro oder an der Schule. Alle Teilnehmenden können sich nebeneinanderstellen und gucken, wie wir miteinander umgehen. Das ist wichtig und stärkt die Vertrauensbasis. Ich kann die Schulleitungen ja nur unterstützen, wenn sie offen zu mir kommen und auch Fehler zugeben. Das braucht Vertrauen. Ich bin zwar die Dienstvorgesetzte, aber es nützt keinem, wenn wir nicht offen mit Problemen umgehen. Die neue Vertrauensbasis hat sich sehr positiv auf unsere Arbeit ausgewirkt.
Gibt es etwas, das Sie aus LiGa in Ihren Arbeitsalltag mitgenommen haben?
Es ist immer wieder interessant und gewinnbringend, in andere Schulen hineinzuschauen. Ich habe für mich als Erkenntnis mitgenommen, dass man sich gemeinsam mit den Schulleitungen Beispiele aus anderen Schulen anschauen muss. Es müssen nicht immer Best-Practice-Beispiele sein. Das kann auch abschrecken. Es ist auch erforderlich auf die Schwierigkeiten hinzuweisen. Denn es geht ja vor allem darum, dass man sich anschaut wie die Anderen das machen und aus deren Fehlern lernt. Wenn es gut gelaufen ist, kann man sich natürlich auch davon inspirieren lassen. Jede Einzelschule sollte schauen, was sie für sich mitnehmen kann, und ihren eigenen Weg finden. Wichtig ist es, die Eigenverantwortlichkeit der Schule zu stärken und trotzdem keinen Gegensatz zur Schulaufsicht zu schaffen. LiGa hat für mich noch mal ganz klar herausgearbeitet, dass mein Aufsichtshandeln durch die eigenverantwortliche Schule unterstützt wird.