Ganztagsschule schöpft dann ihr Potenzial aus, wenn Schule, außerschulische Kooperationspartner und der Schulträger gute Wege und Rituale der Zusammenarbeit entwickelt haben. Das Zusammenspiel von inneren und äußeren Schulangelegenheiten zu organisieren, ist dabei nur eine der Herausforderungen. Welche Rolle kann die Schulaufsicht in diesem Zusammenspiel einnehmen? Dieser Frage sind die Teilnehmenden des Salons „Kooperation von Schulaufsicht, Schule und Schulträger“ im Rahmen des ersten LiGa-Schulaufsichtsfachtags am 4. Mai 2018 in Berlin nachgegangen.
Erfolgreiche Kooperation ist ein Geben und Nehmen
Eine gelungene Kooperation mit dem Schulträger darf keine Einbahnstraße sein. Der Erfolg der Stemweder-Berg-Schule in Nordrhein-Westfalen bestätigt dies. Zum ersten Mal arbeitet dort im Schuljahr 2017/18 ein kompletter Jahrgang mit Tablets im Unterricht. Dass Schulleiterin Heike Hachmann sich auf dem örtlichen Schützenfest sehen lässt und mit dem Bürgermeister ins Gespräch kommt, ist nicht ausschlaggebend für den Erfolg des Entwicklungsvorhabens „Digitalisierung“ – aber es trägt seinen Teil dazu bei. Eine verlässliche Kommunikation mit Schulträger und Schulaufsicht, eine sinnstiftende Netzwerkarbeit und große Gestaltungsfreiheit für die Schulen sind wichtig für ein Vorhaben wie dieses. „Solche Konzepte kann man nicht Top-down auferlegen. Bei uns kam die Initiative zur Digitalisierung aus dem Kollegium, also Bottom-up, und läuft sehr erfolgreich,“ erklärt Schulleiterin Hachmann. Schlussendlich müsse die Schule sich aber als Teil der Gemeinde verstehen und an den Stellen, wo es möglich ist, etwas zurückgeben und über Erfolge informieren.
Gerade in Bezug auf das Thema Digitalisierung sei gleichzeitig auch ein Angebot von Seiten der Schulaufsicht unverzichtbar. Für eine erfolgreiche Umsetzung an den Schulen brauche es genügend Fortbildungsangebote für Lehrkräfte. Wenn Schule, Schulträger und Schulverwaltung auch an dieser Stelle erfolgreich kooperieren, kann eine positive Entwicklung im Sinne einer qualitativ hochwertigen, zeitgemäßen Bildung erreicht werden.
Kooperationspartner brauchen eine gemeinsame Vision
„Gutes Lernen für jedes Kind den ganzen Tag“: Nicht mehr und nicht weniger wollen Schulaufsicht und Schulträger in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf erreichen. Deshalb haben sie für ihre Kooperation dieses Motto gewählt. Laut Karin Babbe, ehemalige Schulaufsicht in Charlottenburg-Wilmersdorf, braucht eine erfolgreiche Kooperation zwischen Schulaufsicht und Schulträger eine gemeinsame Idee. Mit einer solchen Vision könnten Schulträger und Schulaufsicht zusammen mit allen anderen beteiligten Akteuren ein Netz spannen, das die einzelne Schule trage und stütze. Denn „Wir verantworten Schulqualität gemeinsam“ ist der zweite Gedanke, der die Kooperation prägt.
Neben Leitlinien für das gemeinsame Arbeiten brauche eine erfolgreiche Kooperation zudem feste Strukturen, stellt Babbe fest. Dazu gehörten regelmäßige gemeinsame Termine der Kooperationspartner. Diese könnten je nach Zielsetzung wöchentlich, monatlich oder jährlich stattfinden. Wichtig sei dabei eine verlässliche Struktur und feste Rollenverteilung. Aufgabe der Schulaufsicht sei außerdem die Informationssicherung, das Verorten von Stolpersteinen und das Aufzeigen von Perspektiven.
Damit Schulträger und Schulaufsicht erfolgreich zusammenarbeiten, bedürfe es zu guter Letzt bestimmter Ereignisse, die aus dem Alltag hervorstechen. Als Beispiel dafür nennt Babbe eine Tagung, die Schulaufsicht und Schulträger gemeinsam veranstalten.
Der Zweck dieser Zusammenarbeit ist für Babbe klar: Am Ende soll die einzelne Schule von der gelingenden Kooperation von Schulaufsicht und Schulträger profitieren.
Erfolgreiche Kooperation braucht Kontinuität
Sonja Rieper von der Fachstelle für schulische Ganztags- und Betreuungsangebote der Hansestadt Lübeck berichtete in ihrem Impuls aus der Perspektive des Schulträgers über gelingende Kooperation. Die Kooperation aller Beteiligten am Ganztagsschulbetrieb kann aus ihrer Sicht als Verantwortungsgemeinschaft gesehen werden. „Wenn wir wollen, dass der Nachmittag eine gute Qualität hat, müssen wir alle Beteiligten ins Boot holen“ so Sonja Rieper. Was dabei unter guter Qualität verstanden wird, solle durch Standards festgelegt sein. Dazu zählt sie die Betreuung durch pädagogisches Fachpersonal, definierte Gruppengrößen und eine gewährleistete Betreuungszeit.
Um die Ganztagsschule dauerhaft erfolgreich zu machen, müsse diese als fortlaufender Prozess verstanden werden. Das heißt, alle Beteiligte blieben im Prozess und gingen auf aktuelle Themen vor Ort ein.
Gute Kooperation lebt von guter Kommunikation
In den anschließenden Diskussionsrunden tauschten sich die Teilnehmenden rege über die verschiedenen Rollen der Beteiligten, mögliche Rollenkonflikte und die Beziehung zwischen Schulaufsicht, Schulträger und Schule aus. Als besonders wichtig empfanden die Teilnehmenden eine gute Kommunikation, gerade in Situationen von unklaren Zuständigkeiten.