Das Anforderungsprofil an Schulleitungen ist außerordentlich komplex, Erwartungen sind hoch. Das gilt insbesondere für Schulleitungen von Ganztagsschulen. Ob Kooperation, Öffnung von Schule, Entwicklung multiprofessioneller Teams oder neuartige Lernsettings: Viele Themen spielen hier eine ungleich größere Rolle als in Halbtagsschulen. Welche Form von Unterstützung für Schulleitungen ist dabei hilfreich? Welche Modelle gibt es seitens der Schulaufsicht, um die Kompetenzentwicklung von Schulleitungen zu unterstützen? Was hat sich bewährt? Mit diesen Fragen haben sich die Teilnehmenden des Salons „Kompetenzentwicklung schulischer Führungskräfte begleiten“ auf dem ersten LiGa-Schulaufsichtsfachtag am 4. Mail 2018 in Berlin auseinandergesetzt.
Qualifizierung im Alltag
Zu Beginn erläuterte Ulrike Haarmann-Handouche vom Hessischen Kultusministerium den Teilnehmenden, was aus ihrer Perspektive die Gelingensfaktoren für eine erfolgreiche Qualifizierung von Schulleitungen im Alltag sind. Es stelle sich die Frage, was nach der formalen Qualifizierung für die Kompetenzentwicklung von Schulleitungen getan werde.
Das Gelingen der fortlaufenden Qualifizierung hänge auch von der Ausgestaltung alltäglicher Begegnungen ab. Von daher empfehle sie eine gute Erreichbarkeit der Schulaufsicht und eine zeitnahe Antwort und Lösungsfindung für die Fragen der Schulleitungen. Auch Schulleiterdienstversammlungen seien sehr hilfreich für den Wissenszuwachs. Sie sollten gleichzeitig eine hohe Informationsdichte haben und die Teilnehmenden aktiv einbinden. Außerdem benötigten die Teilnehmenden Raum für Austausch und Nachfragen.
Die Weiterentwicklung der Ganztagsschule bringt laut Ulrike Haarmann-Handouche eine wachsende Vielfalt an Aufgaben mit sich. Daher brauche es für eine professionelle Beziehung zwischen Schulaufsicht und Schulleitung klare Aufgaben- und Rollenbeschreibungen. Für eine gemeinsame Weiterentwicklung bedarf es außerdem der Loyalität auf beiden Seiten.
TÜF-Kurse für Schulleitungen
Hans Stäcker, Referatsleiter im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Schleswig-Holstein, gab den zweiten Impuls. Er stellte das Vorgehen bei der Auswahl, Vorbereitung und Begleitung von Schulleitungen in Schleswig-Holstein vor. In Schleswig-Holstein wählen fünf Vertreterinnen und Vertreter der Eltern, fünf Lehrkräfte der Schule und zehn Mitglieder des Schulträgers die Schulleitung aus einer Vorauswahl, die durch die Schulaufsicht auf Grundlage einer dienstlichen Beurteilung erfolgt. Grundsätzlich ist es in Schleswig-Holstein für Lehrkräfte möglich, eine Schulleitung ohne vorherige Qualifizierung zu übernehmen. Angeboten werden sogenannte TÜF-Kurse (Training zur Übernahme von Führungsverantwortung) und ein modularisiertes Fortbildungsprogramm, an dem Interessierte teilnehmen können.
Zudem erhalten neue Schulleitungen einen dreitägigen Vorbereitungskurs, bevor sie ihr Amt antreten. Für die Begleitung während des ersten Jahres im Amt gibt es außerdem weitere Termine.
Ergänzt wird das Angebot durch die jährliche Sommerakademie, die in den Ferien stattfindet. Das einwöchige Angebot richtet sich vorrangig an Lehrkräfte mit Leitungsaufgaben außerhalb der Schulleitung, beinhaltet aber auch Veranstaltungen zur Vorbereitung auf Schulleitungsaufgaben.
Für Schulleitungen bietet das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) ein Fortbildungsprogramm an. Die Inhalte orientieren sich dabei stark an den Interessen der Zielgruppe. Auch Coaching und Supervision für Schulleitungen gehören zu den Angeboten des Landes. Die Schulämter haben zudem die Möglichkeit, selbst Fortbildungen auf regionaler Ebene anzubieten.
Fortbildungsreihe basierend auf LiGa-Ergebnissen
Abschließend stellten Dr. Jonas Flöter und Inka Schleicher vom Landesschulamt Sachsen-Anhalt eine von ihnen und der ebenfalls im Landesschulamt ansässigen Schulpsychologie entwickelten Fortbildungsreihe für Schulleitungen vor. Der thematische Rahmen entstammt unter anderem den in der externen länderübergreifenden Evaluation von LiGa – Lernen im Ganztag geäußerten Bedarfen der Schulleitungen. Eine Maßgabe bei der Ausgestaltung der Reihe war es, die Inhalte in die vorhandenen Angebote zu integrieren, um möglichst wenig zusätzliche Formate zu entwickeln und gleichzeitig das Netzwerk in der Region zu stärken.
In der Fortbildungsreihe wird dabei weitgehend auf den Einsatz externer Referentinnen und Referenten verzichtet. Dadurch, dass die Schulaufsichtsbeamten die Referentenrolle selbst übernehmen, kommen die Schulleitungen im Rahmen der Fortbildung mit den Referentinnen und Referenten des Landesschulamtes in Kontakt, lernen sich kennen und entwickeln Vertrauen und Verständnis füreinander.
Neben den fachlichen Inhalten setzt die Fortbildungsreihe auf Austausch und gegenseitige Beratung der Teilnehmenden durch Peergruppen, Mentoring und gegenseitige Besuche.
Die bearbeiteten Themen werden im Rahmen der Fortbildungsreihe reflektiert, mögliche Bedarfe verortet, Visionen entwickelt, Rollen geschärft und die Zusammenarbeit zwischen Schulaufsicht und Schulleitungen weiterentwickelt.