Das Evaluierungs-Tool Luuise macht individualisiertes Lernen sichtbar und unterstützt so die Schul- und Unterrichtsentwicklung. Luuise steht für die Anfangsbuchstaben von „Lehrende unterrichten und untersuchen integriert, sichtbar und effektiv“. LiGa Sachsen-Anhalt bringt den teilnehmenden Schulen und Mitarbeitenden der Schulaufsicht dieses Tool im Rahmen von Hospitationen und Fachtagen näher.
Luuise ist ein Verfahren der Selbstevaluierung im Unterricht, das von der Fachhochschule Nordwestschweiz entwickelt wurde. Es hilft, konkrete pädagogisch-didaktische Herausforderungen zu identifizieren und dadurch den Unterricht zu verbessern. Denn solche Herausforderungen – die bei Luuise als Knacknüsse bezeichnet werden – begegnen den meisten Lehrerinnen und Lehrern früher oder später in ihrem Unterricht.
Eine Knacknuss kann sein, dass die Schülerinnen und Schüler in der individuellen Lernzeit noch nicht im erforderlichen Maße selbstorganisiert arbeiten oder sich die Zeit nicht gut einteilen können. Manchmal ist es auch die Unsicherheit darüber, was Schülerinnen und Schüler tatsächlich gelernt haben.
Knacknüsse können auf verschiedenen Ebenen der Unterrichtsentwicklung liegen:
-
- auf der Ebene der Startbedingungen (z.B. die Unterrichtsmaterialien sind nicht vollständig, Unterrichtsvorbereitung erfolgt nicht hinreichend)
- auf der Ebene des Lernhandelns (z.B. aktive Lernzeit)
- auf der Ebene der Lernresultate (z.B. fehlerhafte oder oberflächliche Lernresultate)
- auf der Ebene des Lernplanes
Luuise kann auch im Tandem von zwei Lehrkräften mit einer gleichen pädagogischen oder fachlichen Herausforderung im Unterricht umgesetzt werden.
Die Unterrichtsintervention
Je nachdem welches konkrete Veränderungsziel die Lehrkraft im Unterricht identifiziert hat, führt sie eine Unterrichtsintervention durch. Dafür entwickelt sie ein individuelles Erhebungsinstrument. Ein Beispiel dafür ist, dass die Schülerinnen und Schüler immer eine Kugel in ein Glasgefäß legen, sobald sie eine Aufgabe erledigt haben. Die Anzahl der Kugeln zeigt dann die Anzahl der gelösten Aufgaben innerhalb eines Zeitfensters. So kann geprüft werden, ob die gesteckten Ziele erreicht wurden. Bei Bedarf bekommt die Lehrkraft in der Umsetzung ihres Luuise-Projektes Unterstützung von einem Luuise-Coach.
Das Programm „LiGa – Lernen im Ganztag“ in Sachsen-Anhalt stellte den Lehrkräften, Schulleitenden und Schulaufsichten das Luuise-Verfahren im Rahmen einer Hospitation an der Grundschule Bubendorf in der Schweiz und auf verschiedenen Fachveranstaltungen vor. Dabei ging es insbesondere darum, Unterricht und individuelles Lernen sichtbar zu machen und weiterzuentwickeln. Konkrete Untersuchungsmethoden wurden dabei so mit dem Unterricht verbunden, dass möglichst kein zusätzlicher Aufwand entsteht.
Verbessern der Unterrichtssituation
Silke Bartl, Lehrerin an der Ganztagsschule Friedrichstadt, war bei der Hospitation in der Schweiz dabei und sagte: „Für mich als Lehrkraft ist Luuise ein einfaches Instrument, um Unterrichtssituationen gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülerin zu verbessern. Es ist individuell oder auch im Jahrgangsteam einsetzbar. Luuise hilft dabei, eine unbefriedigende Ausgangslage zu hinterfragen und ein smartes Ziel zu formulieren. Die vielleicht größte Herausforderung innerhalb des Prozesses ist, ein geeignetes Erhebungsinstrument zu finden. Ich finde es spannend, dass hier insbesondere die Kreativität der Lehrkraft gefragt ist. Das Luuise-Projekt fördert ein bewussteres Miteinander-Arbeiten von Schülerinnen und Schülern und der Lehrkraft. Durch die zeitliche Begrenzung bleibt es im Rahmen und kann einfach als kleines Highlight im Unterricht gesehen werden. Deshalb werde ich es unbedingt ausprobieren.“
Schulleitung und Luuise
Die Schulleitung sollte verschiedene Lehrkräfte festlegen, die das Luuise-Verfahren durchführen. So kann es fest in das Qualitätsmanagement der jeweiligen Schule eingebunden werden. In allgemeinbildenden Schulen der Schweiz und in Baden-Württemberg an berufsbildenden Schulen begleiten die Schulleitungen die Lehrkräfte, die Luuise in mehreren Zyklen in ihrem Unterricht einsetzen. Außerdem werden die Luuise-Projekte innerhalb der Schule und – begleitet durch die Schulaufsicht (oder Lehrerfortbildner) – auch schulübergreifend präsentiert. Dabei besteht eine wesentliche Aufgabe der Schulaufsicht darin, die Schulen in ihrer Entwicklung zu beraten, zu begleiten und zu unterstützen.
Antje Fritzsche, schulfachliche Referentin (Schulaufsicht) in Sachsen-Anhalt, sagt: „Die Kriterien Machbarkeit, Sichtbarkeit und Verbindlichkeit prädestinieren Luuise geradezu für den Einsatz in der Beratung und Begleitung von Schulleitung in Fragen der Schulentwicklung auf Unterrichtsebene, aber auch auf Organisationsebene und im Bereich der Personalentwicklung.“ Luuise sei ein Evaluationsinstrument, das sowohl individuell als auch systemisch wirke und für die Schulen enorme Synergien freisetzen könne.
Innovation und konkrete Entwicklungsvorhaben
Luuise kann ein sehr gutes Instrument sein, um Lehrinnovationen und konkrete Entwicklungsvorhaben ins Kollegium zu tragen. Die Schule bekommt die Möglichkeit, zu einer anderen Kommunikationskultur zu gelangen, die der Verschiedenheit des Lehrens Rechnung trägt und auf positive Entwicklung ausgerichtet ist. Antje Fritzsche sagt: „Präsentationen der Luuise-Ergebnisse an Schulen bieten Anlässe, konzentriert, inhaltsbezogen und kooperativ in einer Berufsgruppe zusammenzuarbeiten. Diese Anlässe zum kollegialen Austausch können eine Ideenwerkstatt für individuelle und doch gemeinsame Herausforderungen wie digitales Lernen oder Umgang mit Heterogenität sein. Luuise ist ein Instrument, das konzeptionell erprobt, flexibel anwendbar, nicht schulformgebunden und außerdem ressourcenschonend ist.“
Weitere Informationen:
Eine ausführliche Broschüre zu Luuise mit vielen konkreten Beispielen für unterrichtsintegrierte Erhebungsinstrumente finden Sie hier.
Ein ausgefülltes Luuise-Planungsraster finden Sie hier.