Ganztagsschulkongress 2017
Der Ganztagsschulkongress stand im Jahr 2017 unter dem Motto „Individuell, digital, sozial – Bildung gestalten in der Ganztagsschule“.
In Salons und Praxiseinblicken diskutierte das Fachpublikum zwei Tage lang die aktuellen Herausforderungen ganztägiger Bildung. Beim Wortwechsel wurde der „Querblick“ von außen gesucht, um zu neuen Anregungen für die eigene Arbeit zu gelangen. Im Maker Space wurde es praktisch. An sieben Ständen konnten die Teilnehmenden digitale Spiele entwickeln, einen Trickfilm produzieren oder Lernplattformen ausprobieren. In den Workshops des SV Bildungswerks kamen Schülerinnen und Schüler zum Zug. Die Serviceagenturen Ganztägig bilden, Länderteams und die regionalen Programmkoordinationen von LiGa – Lernen im Ganztag stellten ihre Arbeit gemeinsam vor. Je eine Schule aus dem Bundesland veranschaulichte beispielhaft ihre gute Praxis. Spannende Vorträge rahmten das Programm an beiden Tagen ab.
Das Kulturprogramm bot auch in diesem Jahr wieder Überraschungen. Mit Swing, Bossa Nova, Funk eröffnete die 19-köpfige Big-Band C.O.M.B.O., unter Leitung von Christian Fischer, den Kongress. Fast zu schade, zum „Nur-Sitzen“ und kaum zu unterscheiden von Profi-Musikern. C.O.M.B.O ist die Mittelstufenband des Goethe Gymnasiums Berlin. Die Band hat klein begonnen. Mittlerweile ist sie Big Band und weiterwachsend – vielleicht bald die größte Big Band Berlins. Mit Standing Ovations wurden sie verabschiedet.
In der Eröffnungsrunde diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Bildungspraxis, Bildungsverwaltung und Stiftungen. Volker Wieprecht moderierte die Runde:
- Anne Kathrin Kreis, Schulleiterin der Oberschule „Clara Zetkin“ Freiberg, Sachsen
- Helge Daugs, Schulamt der Hansestadt Lübeck
- Dr. Heike Kahl, Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS)
- Winfried Kneip, Geschäftsführer der Stiftung Mercator
Heike Kahl betonte in ihren Ausführungen, wie wichtig es für alle Programmbeteiligten ist, zu lernen, wie man gemeinsam Ziele definiert, Prozesse aufsetzt, welche Rollen man innehat. Das ist natürlich mit Reibung verbunden, aber nur so werden gemeinsame Lösungen gefunden. Die länderübergreifende Kooperation sei auch überaus wichtig. Sie bilde eine Brücke zwischen Ländern, Bund und Zivilgesellschaft. Trotz aller Unterschiede hilft der länderübergreifende Austausch, zu gemeinsamen Lösungen zu kommen. Digitale Bildung sei aus ihrer Sicht eine der aktuellen Herausforderungen. Es ginge nicht ausschließlich um Ausstattung, sondern um eine neue Kultur des Lernens. Der digitale Wandel verändere insbesondere das soziale Miteinander in der Gesellschaft.
Winfried Kneip sprach über die Wichtigkeit des Themas Ganztag. Momentan hängt Erfolg im Bildungssystem noch zu stark von der Herkunft ab. Menschen müssen ihren eigenen Bildungsweg und Bildungserfolg selbst gestalten können – dazu braucht es Kooperationen zwischen Schule und Umfeld. Um in diesem Prozess gleichzeitig die Qualität der Schulen weiterzuentwickeln, ist eine Begleitung sehr wichtig. Die Schulaufsicht kann hier eine zentrale Rolle einnehmen. Dieses Potential gilt es noch auszubauen und die begleitende Rolle der Schulaufsicht zu stärken.
Helge Daugs war viele Jahre selbst Schulleiter und sitzt nun als Schulaufsicht auf der anderen Seite des Tisches. Er sieht, dass die Schulaufsichten sich weiterentwickelt haben. „Wir sehen uns eher in der Beratung – es ist nämlich schon viel Qualität da“, stellte er fest. Daran könne man sich orientieren und gute Ideen weiterbringen.
Anne Kathrin Kreis hat als Schulleiterin bereits die Erfahrung gemacht, wie gute Beispiele die eigene Schulentwicklung anregen können. Schon 2006 hat sich ihre Schule an einem schulischen Netzwerk beteiligt. Mit Gelassenheit Schulentwicklungsprozesse in Angriff zu nehmen, war eine der wichtigsten Lernerfahrungen im Austausch mit anderen Schulen. Durch die Anregungen von außen ist die Schule auf ein völlig neues Konzept gekommen, das mehr Freiheiten zulässt. Und eine Fortsetzung folgt. Denn aktuell beteiligt sich die Schule am schulischen Entwicklungsnetz Bildung.digital.
Vom diesjährigen Ganztagsschulkongress erhofften sich die Beteiligten der Eröffnungsrunde Gelegenheiten voneinander zu lernen und gute Beispiele kennenzulernen.
Der kongeniale Volker Wieprecht moderierte den diesjährigen Kongress. Er ist Autor, Unternehmer und Moderator im rbb-Radio und auf der Bühne. Mit buddhistischer Ruhe überbrückte er schon mal einen sechsminütigen Technikausfall. Kein Wunder, dass er bereits 1994 vom Musikexpress zum besten deutschen Radiomoderator gewählt wurde und 2013 den Deutschen Radiopreis in der Kategorie „Bester Moderator“ erhielt. Er hat bereits auf vergangenen Ganztagsschulkongressen Formate wie z. B. Wortwechsel moderiert.
Auch die Tanz-Tangente Berlin brachte das Publikum in Schwung. In Tanzperformances spielten die Tänzerinnen und Tänzer mit den Begriffen individuell, digital und sozial. Mit einfachen Bewegungsanweisungen wurden die Teilnehmenden eingeladen, mitzumachen.
Das detaillierte Programmheft finden Sie hier.
Der Ganztagsschulkongress 2017 wurde ermöglicht durch eine Kooperation der Programme „LiGa – Lernen im Ganztag“ und „Ganztägig bilden“ unter Mitwirkung aller Bundesländer. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, die Stiftung Mercator, die Robert Bosch Stiftung und zahlreiche Partner in den Ländern fördern mit diesen beiden Programmen die Qualitätsentwicklung an Ganztagsschulen in Deutschland. Mehr Informationen zu diesen beiden Programmen finden Sie unter www.lernen-im-ganztag.de sowie www.ganztaegig-lernen.de.