Rhythmisierung und neue Lernsettings

12.05.2017 - Wie hängen Rhythmisierung und Lernkultur zusammen? Um diese Frage ging es im Workshop „Rhythmisierung und neue Lernsettings“ beim LiGa-Schulleitungsfachtag im Mai 2017.

© DKJS/B. Bernat

Wie hängen Rhythmisierung und Lernkultur zusammen? Um diese Frage ging es im Workshop „Rhythmisierung und neue Lernsettings“ beim LiGa-Schulleitungsfachtag im Mai 2017. Zwei Schulleitungen präsentierten, wie sie an ihren Schulen das Schuljahr, die Wochen und auch den einzelnen Tagesablauf strukturieren. Und sie zeigten, welche Ideen und Ansätze für neue Lernformen bereits umgesetzt werden.

Praxisbeispiel 1: Marion-Dönhoff-Gymnasium Mölln

Dr. Thomas Eggers ist Schulleiter am Marion-Dönhoff-Gymnasium Mölln in Schleswig-Holstein. An der offenen Ganztagsschule wird das Schuljahr in vier Quartale unterteilt – mit einer etwa gleich großen Anzahl an Unterrichtstagen. Daraus ergeben sich viermal zehn bzw. elf Wochen. Vier aufeinander folgende Wochen davon sind reine Unterrichtswochen, d.h. es findet Unterricht nach Plan statt. Darauf folgen die Lern- und Leistungszeiträume. In diesen Zeiträumen finden sogenannte Vorhabentage statt, an denen neue Lernsettings erprobt werden. „Das ist Unterricht in besonderer Form, in besonderem Zeittakt oder an einem besonderen Ort“, sagt Eggers. Diese „anderen“ Lernsettings an Vorhabentagen erzielen erwiesenermaßen hohe Übertragungseffekte auf die Unterrichtswochen. Sie geben Impulse sowohl für die Unterrichts- als auch für die Personalentwicklung.

Die einzelnen Wochen wiederum sind unterteilt in lange und kurze Unterrichtstage. Die Tage sind in 60-minütige Unterrichtseinheiten und mindestens 10-minütige Pausen getaktet:

Die Wochen und Tage sind insgesamt so gestaltet, dass es für die Schülerinnen und Schüler möglichst abwechslungsreich ist. Doch um die Lernkultur zu verändern, kommt es nicht nur auf den Rhythmus an. „Es gehört zwingend dazu, dass man den Raum mitdenkt – vom Material bis hin zur Anordnung der Tische“, sagt Eggers. „Unser Matheraum sieht auch aus wie ein Matheraum. Hier spüren die Lehrkräfte: Ich habe die Zeit und ich habe den Raum.“ Besonders inspirierend sei für die Schule der Besuch von Studierenden gewesen, die Inputs zur Lernraumgestaltung gegeben haben. Diese „Fortbildung vor Ort“ habe sehr viel gebracht.

Jede Lehrkraft mit voller Stelle erhält einen eigenen Raum, der individuell gestaltet und mit Materialien ausgestattet wird. Für den Raum ist die jeweilige Lehrkraft verantwortlich. Die Schülerinnen und Schüler wechseln den Raum für das Fach bzw. den Lehrer oder die Lehrerin. Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer können eine Ecke für Klasseninfos einrichten. „Den ständigen Wechsel der Räume finden die Schüler nicht toll“, sagt Eggers. „Aber sie gewöhnen sich dran. Und: Sie bewegen sich!“

Praxisbeispiel 2: Teamschule Drensteinfurt

Ulrike Rupieper leitet die Teamschule Drensteinfurt – eine Sekundarschule und gebundene Ganztagsschule in Nordrhein-Westfalen, die erst 2012 gegründet wurde und sich noch im Aufbau befindet. Individualisierung und Inklusion werden an dieser Schule besonders großgeschrieben. Das spiegelt sich auch in der Rhythmisierung und den Lernsettings der Schule wider.

Der Tagesablauf gliedert sich in Fach-, Profil-, Projekt- und SegeL-Unterricht:

Der Profilunterricht ist vergleichbar mit Arbeitsgemeinschaften und für die Klassenstufen 5 bis 8 verpflichtend. Je nach Interesse und Begabung können die Schülerinnen und Schüler eines der vier Profile auswählen: MINT, Sprache, Kunst und Gestalten oder Musik. In zwei Unterrichtsstunden pro Woche können die Kinder und Jugendlichen dabei ihre Stärken entdecken.

Für den Projektunterricht wählen die Schülerinnen und Schüler ihre Themen selbst. Zwei Stunden in der Woche können sie an individuellen Projekten arbeiten. Die Ergebnisse stellen sie immer am letzten Tag vor den Ferien – dem Präsentationstag – vor.

Das selbstgesteuerte Lernen – genannte SegeL – umfasst vier bis sechs Wochenstunden. In den fünften Klassen sind pro Woche sechs Stunden doppelt besetzt, in den sechsten Klassen noch vier Stunden. Jedes Hauptfach hat für die SegeL-Stunden eine Stunde abgegeben – hinzukommt das Ergänzungsfach.

In den SegeL-Stunden arbeiten alle Schülerinnen und Schüler mit einem Wochenplaner:

Zu Beginn der Woche formulieren die Schülerinnen und Schüler ein Wochenziel – und auch an jedem Tag setzen sie sich ein Tagesziel: Was will ich heute lernen? Die Kinder und Jugendlichen starten mit stiller Einzelarbeit, gefolgt von Frage- und Flüsterzeit, Arbeitsphase, Reflexion und Aufräumen. Selbstgesteuert geht es auch bei den Tests zu: Die Niveaustufe und den Wochentag wählen die Schülerinnen und Schüler selbst aus.
„Die Kinder können durch diese Art des Lernens sehr genau einschätzen, was sie können und was sie nicht können“, sagt Ulrike Rupieper. „Und sie können es auch sagen.“ Dass die Schule mit ihrem Konzept einen guten Weg eingeschlagen hat, wurde durch die sehr guten Ergebnisse der Lernstandserhebungen bestätigt. „Viele Hauptschüler werden den Realschulabschluss schaffen.“

Hier können Sie die Präsentationen herunterladen:
Dr. Thomas Eggers, Marion-Dönhoff-Gymnasium Mölln, Schleswig-Holstein (PDF)
Ulrike Rupieper, Teamschule Drensteinfurt, NRW (PDF)

Eckdaten zum Marion-Dönhoff-Gymnasium Mölln
Schulform: Gymnasium
Ganztagsschulform: offener Ganztag
Homepage: mdgmoelln.de

Eckdaten zur Teamschule Drensteinfurt
Schulform: Sekundarschule, Kooperation mit einem Gymnasium für gymnasiale Oberstufe
Ganztagsschulform: gebundener Ganztag
Homepage: www.teamschule.drensteinfurt.de

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